Süddeutsche Zeitung

Union:Merkel gegen Seehofer, Seehofer gegen Merkel - langsam reicht's

Diesmal streiten die Parteivorsitzenden um den Stimmenfang am rechten Rand. Dabei müsste es ihnen um ganz andere Dinge gehen.

Kommentar von Lisa Schnell

Rechts von der Union - darf es da noch eine demokratisch legitimierte Partei geben? Kanzlerin Angela Merkel interpretiert den Urvater der CSU, Franz Josef Strauß, anders als der jetzige Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer. Es geht dabei um ein Grundprinzip der Union - und um die Frage, was erlaubt ist, um am rechten Rand Stimmen zu fischen.

Es verwundert nicht, dass Merkel jetzt auch mal gegen den CSU-Vorsitzenden schießt. Seehofer hat sie seit Monaten provoziert: Er maßregelte sie wie ein kleines Schulmädchen, drohte mit einer Verfassungsklage, nannte ihre Politik eine "Herrschaft des Unrechts".

Natürlich wissen die beiden Parteivorsitzenden, dass CDU und CSU sich brauchen. Auch aus der CSU kommen mäßigende Stimmen, die den Schwesternstreit beendet sehen wollen. Schließlich ist es nicht mehr lang, bis CDU und CSU im Juni ein gemeinsames Programm für die Bundestagswahl besprechen wollen.

Als Seehofer ankündigte, die CSU könne notfalls auch alleine in den Wahlkampf ziehen, konnte das noch als leere Drohgebärde abgetan werden. Jetzt muss aber langsam Ruhe einkehren.

Merkels Interpretation des Dogmas von Franz Josef Strauß hat da sicher nicht geholfen - Seehofers Empörung darüber aber auch nicht. Beide scheinen nicht nachgeben zu können, obwohl sie sich brauchen.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2016
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