Süddeutsche Zeitung

Unter Bayern:Politische Viechereien

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Tiere spielen in der bayerischen Politik eine große Rolle. Von Eisbär Flocke bis zu den "dasuffanen Ratzn" ist die Bandbreite groß. Nur der Kuschelfaktor hat schwer nachgelassen.

Glosse von Katja Auer

Tiere spielen in der bayerischen Politik traditionell eine große Rolle. Man denke nur an Problembär Bruno, der im Mai 2006 nach Bayern kam und wenige Wochen lang die einen in Verzückung, die anderen in schiere Panik versetzte, bis er schließlich ganz offiziell abgeschossen wurde. Oder die Bienen, die aus dem schwarzen Ministerpräsidenten Markus Söder per Volksbegehren beinahe einen grünen gemacht hätten.

Fehlte nur noch, dass er beim Frankenfasching in Veitshöchheim als Willi aufgetaucht wäre, aber der treue Gefährte der Biene Maja erschien ihm möglicherweise zu wenig Alphamännchen-tauglich. Ganz im Gegensatz zum Nürnberger Eisbär Flocke, obwohl der eine Eisbärin ist. Ihr widmete der damalige Umweltminister 2009 seine Verkleidung. So flauschig war er seitdem nicht mehr zu sehen.

Seit Hubert Aiwanger in der Landespolitik mitmischt, geht es noch mehr um Tiere, aber nicht um deren Kuschelfaktor. Den Wolf will er abschießen lassen und den Bären gleich dazu. Man will sich gar nicht ausmalen, wie es einem Eisbären ergehen würde, sollte der sich auf den letzten Rest vom Zugspitz-Gletscher verirren. Kormoran und Fischotter soll es ebenfalls an den Kragen gehen. All das zugunsten der Tiere, die man essen kann oder die wenigstens zur Landschaftspflege taugen, Karpfen also, oder Schafe.

Namen bekommen die Viecher beim ehemaligen Landwirt Aiwanger nicht, das hat er gleich zu Beginn seiner politischen Karriere Journalisten erzählt, die ihn auf seinem Hof besuchten. Kühe und Schweine gab es da, Nutztiere, anders gesagt. Umso schlimmer für den FW-Chef, dass in der Bundesregierung lauter Leute sitzen, ideologiegetriebene Veganer womöglich, die eine Sau nicht von einer Kuh unterscheiden können. So brüllt er das zumindest in die Menge, wenn er den Bauernführer gibt.

Bei einer solchen Gelegenheit brachte er kürzlich die Rede auf weitere Tiere, die historisch bedingt ohnehin einen schlechten Ruf haben und nun für ein weiteres Übel verantwortlich sein sollen. "Dasuffane Ratzn", ertrunkene Ratten also, könnten der Grund für die hohen Nitratwerte im Boden sein. Das ist Experten zufolge zwar unwahrscheinlich, die nach wie vor die Gülle als Ursache ausmachen, es klingt aber natürlich eindrucksvoll, gerade mit Aiwangerschem Zungenschlag.

Nächste Woche ist wieder Fastnacht in Veitshöchheim, vielleicht wird's da mal nicht ganz so tierisch ernst. Die politischen Viechereien der jüngeren Vergangenheit jedenfalls sollten genügend Anregungen für kreative Kostüme bieten.

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