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Wildpark in Oberfranken:Wie soll die Wildsau "Putin" künftig heißen?

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Nur noch ein paar Tage, dann muss ein fränkisches Wildschwein russischer Abstammung nicht mehr auf seinen Taufnamen "Putin" hören. Auch in Schweinfurt musste sich mal eine Wildsau mit einem Politikernamen rumschlagen.

Kolumne von Olaf Przybilla, Schweinfurt/Mehlmeisel

Eigentlich müsste man jetzt ganz rasch in den Wildpark Waldhaus Mehlmeisel in Oberfranken schalten, wo gerade noch ein paar Tage Zeit sind, um kreative Namensvorschläge einzureichen für einen Keiler russischer Abstammung, der bislang auf den Namen "Putin" hört. Aber der Blick in die Geschichte wird in diesen Tagen ja immer wichtiger. Also: Eine Wildsau in Franken mit einem ins Gerede gekommenem Namen - war da nicht mal was?

Ja doch, da war was, bestätigt Thomas Leier vom "Wildpark an den Eichen" in Unterfranken. Im Guttenberg-Hype des Jahres 2009 haben sie dort einen Keiler auf den Namen Karl-Theodor getauft. Dazu muss man wissen, dass sich die Sau als solche in einer bestimmten fränkischen Kommune einer besonderen Wertschätzung erfreut, in Schweinfurt nämlich. Und so war es eine Sache der Ehre, dass die CSU dem Minister damals ein Schreiben in die Hand drückte, mit dem beurkundet war, dass sich an der dortigen Burg Schweinstein künftig ein Jungkeiler namens KT im Schlamm vergnügt.

Als dann der Doktortitel weg war, haben zwar ein paar Eifrige das "Dr." aus der entsprechenden Ehrentafel gekratzt. Das Schwein an sich aber, ließ die CSU damals wissen, werde "in keinem Fall zu Wurst verarbeitet". Der Park hielt Wort.

Inzwischen allerdings ist der Keiler KT den Gang alles Irdischen gegangen, berichtet Leier. Ebenso übrigens wie das Hochlandrind "Michel", das ebenfalls auf einen fränkischen Bundeswirtschaftsminister getauft worden ist - auf Michael Glos, dem ausdrücklich begabtesten aller Frankenhumoristen. Von ihm soll angesichts der Tiertaufe die Feststellung stammen: "Ich bin eben das größte Rindvieh."

Und was ist jetzt in Mehlmeisel? Dort werden sie derzeit mit Vorschlägen geflutet, berichtet Parkleiter Eckard Mikisch. Knapp 2700 sind es bislang, am Monatsende ist Einsendeschluss. Mikisch beschreibt "Putin" als sozialverträglich, extrem stattlich und umgänglich, den Namen habe er einfach nicht verdient. Und nein: Vorschläge von lebenden Politikern und Ex-Politikern - "Gerhard Schröder" hat gerade Konjunktur - würden vorher aussortiert. Auch wenn der bei Ringlstetter im BR vorgeschlagen worden ist.

Aber dergleichen sei eben gerade erst schiefgegangen. Und außerdem heiße bereits ein Bewohner des Wildparks "Herr Schröder": ein weißer Rehbock.

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