Süddeutsche Zeitung

Oberbayern:Wie die Landesgartenschau doch noch nach Tittmoning kommen könnte

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Neulich ist das Städtchen von den Gartenschau-Juroren noch aussortiert worden. Jetzt setzt es am eigenen Stadtplatz zum Überholen an.

Von Matthias Köpf, Tittmoning

Was die Vergabe von Großereignissen betrifft, muss die Fifa durchaus als Vorbild gelten. Und die hat ja neulich auch verkündet, dass die Fußball-WM 2030 in Uruguay, Argentinien, Paraguay, Marokko, Spanien und Portugal stattfinden soll. Im Lichte dessen hätte ein anderer Monopolist, nämlich die vom Bayerischen Gärtnerei-Verband, dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern und dem Landesverband Bayern im Bund deutscher Baumschulen gebildete Bayerische Landesgartenschau GmbH, für Tittmoning doch sicher auch noch was gefunden.

Warum nicht mit Penzberg, Günzburg, Nürnberg, Schrobenhausen und Langenzenn? Die sollen die Landesgartenschauen von 2028 bis 2032 ausrichten, aber alle einzeln. Tittmoning im Landkreis Traunstein vertrösteten die Juroren zuletzt mit einem bloßen Nachrücker-Platz. Aber jetzt setzt das Städtchen zum Überholen an.

Vor Freyung wird Tittmoning zwar nicht mehr ins Ziel kommen, denn dort ist die Gartenschau vor zwei Wochen zu Ende gegangen - offenbar zur Zufriedenheit des Bürgermeisters. Man werde sogar etwas weniger als die geplanten 12,5 Millionen Euro in die Schau gesteckt haben und dafür einen Waldparkplatz, einen Wiesen- und Gesteinspfad, einen Kletterpark und die Terrassierung am Geyersberg sowie Rundwege mit Ruhebänken behalten, hieß es. An Kirchheim bei München 2024 und Furth im Wald 2025 kommt Tittmoning auch kaum mehr vorbei. Aber dann!

Denn 2026 tut sich eine Lücke auf. Schweinfurt hat diese Schau vergangenes Jahr zurückgegeben, weil sich die Investitionskosten von neun auf 23 Millionen Euro erhöht hätten. Und mehr als fünf Millionen gibt der Freistaat aus seinem Förderblumentopf nicht dazu. Er hat den ganzen Gartenzauber seit der ersten Schau 1980 nach eigenen Angaben mit gut 75 Millionen Euro gefördert, knapp 530 Hektar Flächen seien so aufgewertet worden. Und jetzt halt noch Tittmoning, wo sie auf die Schnelle die Pläne von ihrer neulich noch erfolglosen Bewerbung aus der Schublade ziehen können.

Besonders den schönen, aber bisher vor allem als Bundesstraße 20 genutzten Stadtplatz will Tittmoning begrünen und ein paar Autos loswerden. 80 Prozent der Kosten ließen sich durch Fördermittel abdecken, lockt der Bürgermeister die Stadträte, die alles noch beschließen müssen. Denn Geld könnte es auch noch aus einigen anderen Töpfen gegeben. Für die bräuchte es zwar keine Gartenschau, aber was soll's: Schublade auf, Pläne raus.

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