Süddeutsche Zeitung

Kriminalitätsstatistik 2015:Zahl der Straftaten in Bayern gesunken

Lesezeit: 2 min

Von Daniela Kuhr, München

Wenn es um Kriminalität von Zuwanderern geht, rückt eine neue Personengruppe in den Fokus: Georgier. Das Problem mit der Kriminalität von Menschen aus Georgien sei "unübersehbar", und zwar deutschlandweit, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch bei der Präsentation der Kriminalstatistik.

Im Freistaat waren im vergangenen Jahr allein 35 Georgier für 600 Straftaten verantwortlich. "Speziell beim Thema Georgier haben wir sehr stark den Eindruck, dass sie verstärkt als Asylbewerber kommen - nur zu dem Zweck der Kriminalität." Überlegungen der EU, Ukrainern und Georgiern komplette Visafreiheit zu gewähren, hält Herrmann "für völlig unvertretbar".

Insgesamt aber liegt die Kriminalitätsrate bei Zuwanderern im Rahmen. Von den 595 000 Straftaten, die 2015 in Bayern begangen wurden, sind Asylbewerber, Flüchtlinge, Geduldete und unerlaubt in Deutschland Anwesende für knapp 23 300 Straftaten verantwortlich - und damit für 3,9 Prozent aller in Bayern begangenen Delikte.

Verstöße gegen das Ausländerrecht sind bereits herausgerechnet, da sie die Statistik verzerren würden und mit der üblichen Kriminalität, wie etwa Gewaltdelikten oder Einbrüchen, nicht vergleichbar sind.

Früher oder später geht fast jeder Mörder der Polizei ins Netz

Pro 100 000 Einwohner wurden damit im vergangenen Jahr im Freistaat 4687 Straftaten begangen - ein Minus von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Am häufigsten begangen wurden einfache Diebstähle (185 250 Fälle) gefolgt von Betrug (knapp 97 000 Mal), Körperverletzungen (72 500 Fälle) und schweren Diebstählen (knapp 65 000 Mal).

Sowohl die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen (minus 4,2 Prozent auf 5187) als auch die Zahl der Totschlagsfälle (minus 15,4 Prozent auf 237) ist deutlich zurückgegangen. Allerdings gab es bei Mord einen Anstieg um knapp 16 Prozent auf 133 Fälle.

Das einzig Beruhigende daran: Mit einer Aufklärungsquote von 95,5 Prozent geht fast jeder Mörder der Polizei früher oder später ins Netz. 7480 Mal wurde in Wohnungen eingebrochen - ein Minus von neun Prozent. In knapp der Hälfte der Fälle blieb es beim Versuch. Pro 100 000 Einwohner kam es damit in Bayern 59 Mal zu einem Einbruch.

Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen liegt die Quote laut Innenministerium bei 354 Einbrüchen pro 100 000 Einwohner. "Das Risiko, Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, ist in Nordrhein-Westfalen somit sechs Mal so hoch wie in Bayern", sagte Herrmann. 893 Wohnungseinbrecher wurden gefasst, knapp die Hälfte waren nichtdeutsche Tatverdächtige, vorwiegend aus Mittel- und Osteuropa.

Zahl der Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen ist leicht gestiegen

Anders als bei den Einbrüchen ist die Zahl der Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen leicht gestiegen: um 3,4 Prozent auf 853 Fälle. Zuwanderer begingen davon 82 Fälle, also fast jedes zehnte Sexualdelikt. "Es kommen nicht nur Friedensengel in unser Land", sagte Herrmann. "Davor darf man nicht illusionär die Augen verschließen."

Allerdings gebe es auch zunehmend Kriminelle unter den Nichtdeutschen, die schon länger in Bayern leben. Ihr Kriminalitätsanteil sei jedenfalls deutlich höher als ihr Anteil an der Bevölkerung, sagte der Innenminister.

Mit Blick auf die Terroranschläge in Brüssel bekräftigte Herrmann die Forderung nach einem Ein- und Ausreiseregister für die EU, damit beispielsweise überprüft werde, ob jemand, der als Tourist für drei Monate einreise, nach drei Monaten auch wieder ausreise.

"Im Moment weiß das niemand." In den USA dagegen würden Ein- und Ausreise zentral registriert, sodass sofort auffalle, wenn jemand länger als erlaubt bleibe. "Dieses System brauchen wir auch für Europa, um einen Überblick zu haben: Wer hält sich hier auf?"

. Die drei Kosovaren, die auf einen anonymen Tipp hin am Dienstag auf der Autobahn München - Salzburg von der Polizei aufgegriffen wurden, befinden sich immer noch in Untersuchungshaft.

Bislang gebe es zwar einen Anfangsverdacht auf allgemeine Straftaten, aber keinen Beweis für irgendeine Verbindung zu einem terroristischen Umfeld, sagte Bayerns Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer. Die Verdächtigen seien beim Aufgriff unbewaffnet gewesen.

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SZ vom 24.03.2016
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