Süddeutsche Zeitung

Bayern-SPD:Natascha Kohnen schadet mit ihrer Kritik der eigenen Partei

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Der Rückzug der SPD-Landeschefin aus dem Bundesvorstand wäre nur dann konsequent, wenn sie auch den Landesvorsitz aufgäbe.

Kommentar von Sebastian Beck

Nach gerade einmal zwei Jahren scheidet die SPD-Landesvorsitzende Natascha Kohnen aus dem Bundesvorstand der Partei aus, um den Weg für einen personellen Neuanfang freizumachen. Da wäre es eigentlich nur konsequent, wenn sie gleich den nächsten Schritt vollziehen und auch den Landesvorsitz aufgeben würde. Es ist unbegreiflich, wie Kohnen mit ihrer Kritik die eigene Partei beschädigt, den Einfluss des bayerischen Landesverbands in Berlin schwächt und sich dann auch noch beleidigt nach München zurückzieht.

Für die verheerenden Ergebnisse der SPD kann Kohnen zwar nicht persönlich verantwortlich gemacht werden. Doch in den zweieinhalb Jahren als Landesvorsitzende trat sie meistens wie die Moderatorin eines Themenworkshops auf, aber fast nie wie die Anführerin der bis Oktober 2018 größten Oppositionspartei. Auch jetzt zielt ihre wuchtigste Kritik auf die eigenen Leute - und nicht auf CSU und Grüne.

Das passt gut ins Schema der Sozis, die sich in Endlosrunden mit sich selbst beschäftigen: Auf Bundesebene sucht die Partei seit Monaten eine neue Führung und verliert nebenbei zwei Landtagswahlen. In Bayern debattiert eine Kommission seit einem Jahr über Strukturen, statt sich mit den politischen Konkurrenten auseinanderzusetzen. Inhaltlich wirkt die SPD inzwischen wie eine übel gelaunte Unterarbeitsgruppe der Grünen. Ein eigenes Profil ist abgesehen von der pessimistischen und dauergekränkten Weltsicht schwer zu erkennen.

In einer Gesellschaft, die sich in jeder Hinsicht immer stärker polarisiert, könnte der sozialdemokratische Ur-Wert der Solidarität durchaus Anhänger finden. Dazu bräuchte die SPD ein paar Leute, die sich selbstbewusst hinstellen und auch mal die Konfrontation mit den narzisstischen Grünen suchen. In der Landtagsfraktion gibt es in Florian von Brunn so einen, dessen Stimme durchdringt. Aber gerade deshalb haben ihn die Sozis bei der Wahl zum Fraktionschef kaltgestellt. So lange sich noch genügend Mitglieder für den nächsten internen Arbeitskreis finden, wird die SPD so weitermachen.

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Quelle:
SZ vom 21.11.2019
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