Süddeutsche Zeitung

Busverkehr:Stehen ist billiger als Fahren

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Vertreter der Busbranche warnen, der hohe Dieselpreis gefährde die Aufrechterhaltung des öffentlichen Nahverkehrs. Und damit auch der Schülerbeförderung.

Von Maximilian Gerl, Ingolstadt/München

Der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) und DB Regio Bus warnen, dass die hohen Dieselpreise die Aufrechterhaltung des öffentlichen Nahverkehrs gefährdeten. Busse auf dem Betriebshof stehen zu lassen, "ist mittlerweile billiger als eine vertragsgemäße Bedienung", heißt es in einem Brief, der unter anderem ans bayerische Verkehrsministerium verschickt wurde und der SZ vorliegt. Für viele Unternehmen drohe nach den gerade erst überstandenen Ausfällen wegen der Corona-Pandemie nun "der finanzielle K.-o.-Schlag".

Sollten tatsächlich bald Busse in den Depots bleiben, um Sprit und Kosten zu sparen, würde das unter anderem die Schülerbeförderung treffen. Gerade im ländlichen Raum sind die Wege weit - und wegen der hohen Spritpreise derzeit die Kosten groß. Pro Kilometer zahle man ungefähr 23 Cent pro Kilometer mehr, sagt Jörg Konrad, Chef von DB Regio Bus, dem größten Bus-Anbieter in Bayern. "Das können Sie als Unternehmen nirgendwo kompensieren." In ihrem Brief bitten DB Regio Bus und LBO daher den Freistaat um finanzielle Unterstützung.

Alternativ könne eine befristete, "vom Freistaat finanziell abgesicherte Deckelung auf zum Beispiel 1,50 Euro je Liter Diesel" helfen. Außerdem müssten die Verträge zwischen den Aufgabenträgern - also in aller Regel den Kommunen - und den Verkehrsunternehmen "um Vergütungsanpassungen ergänzt werden". Auch in der Logistik klagen Betriebe über die zuletzt großen Sprünge bei den Spritpreisen, die so nicht zu kalkulieren gewesen seien. Fahren unter den zuvor ausgehandelten Konditionen sei nicht mehr wirtschaftlich möglich.

Das Verkehrsministerium kündigte am Mittwoch zunächst an, einen Teil der ÖPNV-Zuweisungen vorzeitig auszuzahlen. Mit Hilfe dieser insgesamt rund 55 Millionen Euro sollen die Kommunen Zahlungen an die Unternehmen vorziehen und so bestenfalls deren Liquiditätslage beruhigen.

Minister Christian Bernreiter (CSU) forderte daneben vom Bund Maßnahmen; ein "Konzept zur Senkung der Treibstoffkosten" habe Bayern zusammen mit Nordrhein-Westfalen im Bundesrat bereits vorgelegt. LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl geht das Vorziehen der Auszahlung indes nicht weit genug: Dadurch fließe kein Euro mehr. "Eine Lösung, die die zusätzlichen Spritkosten einfach und in voller Höhe bei den Unternehmen belässt, ist keine Lösung, sondern Augenwischerei."

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