Süddeutsche Zeitung

Menschen, Tiere, Kuriositäten:Die falsche Venus und ein Schnitzel des Anstoßes

Lesezeit: 3 min

Dinge, die 2019 auch noch in Bayern passiert sind.

Von Andreas Glas, Johann Osel, Andreas Glas, Dietrich Mittler, Florian Fuchs und Olaf Przybilla

Die falsche Venus

Die Venus von Aufhausen - sie wäre die Attraktion des frisch sanierten Landauer Steinzeitmuseums im Kastenhof. Im November aber verkündete der Dingolfinger Landrat Heinrich Trapp: In der Vitrine liegt nicht die 6000 Jahre alte Keramikfigur, sondern nur eine Kopie. Das Original ist unauffindbar. Fest steht nur: Am 5. Juni 2012 sollte die 32,5 Zentimeter hohe Steinzeitabbildung eines weiblichen Körpers wieder bei der Archäologischen Staatssammlung in München abgeholt werden. Dort hatte man Repliken anfertigen lassen. Ein Exemplar, von dem man irrtümlich glaubte, es sei das Original, kam sieben Jahre lang in den Safe des Landratsamtes. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass kein Diebstahl vorliegt. Eher Schlamperei. dm

Schnitzel des Anstoßes

Am Ende wog es 1208 Kilogramm, das größte Schnitzel der Welt. Das 70-Quadratmeter-Ding wurde im September bei einem Fest im niederbayerischen Mengkofen gebraten - und für einen guten Zweck portionsweise verkauft. Schön, dachten die Macher. "Zum Kotzen" und klimaschädlich, dröhnte es in sozialen Netzwerken. Symptomatisch für die Debatten 2019. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. ojo

Besucher mit Appetit

Das Paar Wiener kostet beim Turmwirt am Brotjacklriegel drei Euro. Der einzige Gast, der die Würstl umsonst kriegt, hat rote Haare und kurze Beine: ein Fuchs. Im vergangenen Winter kam er immer nachmittags, immer zwischen halb fünf und fünf, um sich aus der Hand des Wirts füttern zu lassen. Das Tier war binnen kurzer die Gästeattraktion beim Turmwirt. Denn eigentlich sind Füchse ja sehr scheu. GLA

Jump 'n' Run

Geht man nach Vermisstenmeldungen, ist das Känguru auf bestem Wege, das neue Lieblingshaustier der Bayern zu werden: 2019 entflohen die Beuteltiere in bisher unbekannter Zahl aus ihren Gehegen. In Mittelfranken büxten gleich fünf Kollegen auf einmal aus, vier wurden wieder eingefangen, einer kam unter die Autoräder. Bei Cham schüttelte ein Wallaby Polizisten ab (laut einem Polizeisprecher sei es "wirklich sehr flink" gewesen, was slapstickhafte Szenen vermuten lässt). Wegen eines anderen Kängurus rückten gar 40 Untertraubenbacher zu einer konzertierten Fangaktion aus. Nur von "Knicksy" fehlt seit Monaten in den Augsburger Wäldern jede Spur. Wenn das so weitergeht, steht ein sprunghaftes Jahr 2020 bevor. maxi

Bohei am Boden

"Cooool!", sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, mit Technoklängen und viel Bohei wurde im April in Ingolstadt das Airbus-"Flugtaxi" vorgestellt. Was nicht nur Tausende Schaulustige an der Zukunftsvision irritierte, sondern auch Zielscheibe von Spott wurde: Die Drohne stand nur da, flog keinen Millimeter. Inzwischen laufen im Werk Donauwörth aber Tests, zunächst senkrechtes Abheben. ojo

Einfach so gewählt

Seit dem 5. August ist Uwe Gelhardt Bürgermeister von Stetten - obwohl er gar nicht zur Wahl stand. Er hatte die Bewerbungsfrist für das Amt in der schwäbischen 1400-Seelen-Gemeinde verpasst. Die Bürger von Stetten wollten Gelhardt aber trotzdem als Bürgermeister und schrieben seinen Namen einfach mehrheitlich handschriftlich auf den Wahlzettel. Laut Bayerischer Wahlordnung ist das erlaubt. ffu

Einsatz mit Ansage

Einer der medial gefeierten Jahreshelden war der Polizist Stefan Pfeiffer. Nach einem Unfall auf der A 6, bei dem ein Fernfahrer ums Leben kam, stellte er Gaffer zur Rede und ließ sich dabei von einem Nachrichtenportal filmen. Einem drohte er mit Konsequenzen: "Nimmst du endlich dein Handy aus der Hand, sonst komm' ich rüber und hol dich raus." Pfeiffer ist Chef der Verkehrsinspektion Feucht, sieben Monate später auf sein Handeln angesprochen, sagt er, er sei "erstaunt" über die Resonanz auf seine Spontanaktion. Aber klar: "Standard für die Beamtenausbildung wird's nicht, über die Leitplanke zu schreien." Im Leben eines Polizisten gebe es aber Momente, "da kommen Sie mit einem Strauß Blumen nicht weiter". prz

Polizist mit Redebedarf

Noch ein Polizist des Jahres? Aber bitte: Im Internet suggerierte ein Troll, eine Statistik über Gewalttaten gegen Polizisten sei wohl auf Asylbewerber zurückzuführen - aber darüber dürfe die Polizei "wahrscheinlich nicht reden". Ein Beamter aus dem Polizeipräsidium Mittelfranken entgegnete lässig: "Wir können ganz offen darüber reden. Der größte Anteil ist männlich, weiß, deutsch und stark alkoholisiert." prz

Dienstkater h.c.

Campus Cat hat auf Facebook mehr Follower als die Universität Augsburg selbst. Der Kater, der oft auf dem Campus stromert, ist so etwas wie das Maskottchen der Uni. Ein Jurastudent beantragte deshalb im Landtag per Petition, ihn zum Dienstkater zu ernennen. Das geht wohl etwas zu weit, aber vielleicht wird er nächstes Jahr - zum 50. Geburtstag der Uni - zum Dienstkater h.c. ernannt. ffu

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Quelle:
SZ vom 31.12.2019
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