Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahl in Bayern:AfD zeigt sich "einigermaßen zufrieden"

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Die Partei verliert in Bayern im Vergleich zur Bundestagswahl 2017. Es habe offenbar bei einigen der Mut gefehlt, sich für die AfD zu entscheiden, so der stellvertretende Landesvorsitzende.

Von Florian Fuchs und Johann Osel, München/Greding

Um 18 Uhr sitzt Gerd Mannes noch im Auto, der stellvertretende Landesvorsitzende der AfD ist auf dem Weg ins Landratsamt Neu-Ulm. Er bittet, die erste Prognose vorzulesen, exakt zehn Prozent für seine Partei in Bayern - 2,4 Prozent weniger als 2017. "Besser geht immer", lautet die erste Reaktion. Mannes ist nicht zufrieden, das hört man, zeigt sich aber "einigermaßen zufrieden", weil wenigstens die AfD-Stammwählerschaft in Bayern mobilisiert worden sei.

"Wir haben sehr unter dem AfD-Bashing gelitten", sagt Mannes zum Stimmenverlust im Vergleich zu 2017 und meint damit insbesondere Ministerpräsident Markus Söder. "Wir werden in den nächsten Jahren Sprachrohr derer sein, die konservativ sein wollen." Es habe offenbar bei einigen der Mut gefehlt, sich für die AfD zu entscheiden. "Ich hoffe, dass sich das die nächsten vier Jahre ändert."

2017 erreichte die AfD mit 12,4 Prozent im Freistaat das damals beste Ergebnis in Westdeutschland. Dazu beigetragen hatten "Hochburgen" vor allem in Ostbayern, wo die AfD mitunter um die 20 Prozent lag. Vor vier Jahren verschaffte ihr maßgeblich die seit 2015 schwelende Migrationsdebatte Auftrieb, die Partei inszenierte die Bundestagswahl außerdem als Anti-Merkel-Wahl und sich selbst als "die bessere CSU". In diesem Wahlkampf spielte die Zuwanderung nun erneut eine Rolle. Die Aufnahme von Ortskräften aus Afghanistan sei der Beginn einer "drohenden Massenmigration", hieß es, die "Altparteien" hätten aus 2015 nichts gelernt.

Auch der bayerische Spitzenkandidat Peter Boehringer, bislang der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, setzte bei seiner Listennominierung im Frühjahr auf das Thema: Multikulti definierte er als Symptom eines "gesellschaftlichen Notstands", Schwarz-Rot-Gold sowie Weiß und Blau seien für die Gesellschaft in Bayern "bunt genug". Eindeutiger Schwerpunkt des Wahlkampfs war allerdings die Corona-Pandemie, in den letzten Wochen hauptsächlich Kritik an der Impfstrategie und an einem angeblichen "Impfzwang", zuvorderst in den Augen der Rechtspopulisten für die Kinder. Thematisiert wurde oft auch ein vermeintlicher "Klimaterror", den AfD-Politiker in den Plänen der anderen Parteien zur Energiewende zu erkennen glaubten.

Der Landesvorstand hielt am Sonntag eine Wahlparty im mittelfränkischen Greding ab - dort finden in der Regel auch Parteitage und Listenwahlen statt. Hinter Boehringer führt die Liste auf Platz zwei die Landesvorsitzende Corinna Miazga. Inklusive Miazga stehen auf der AfD-Liste nur drei Frauen.

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Quelle:
SZ vom 27.09.2021 / ffu, ojo
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