Süddeutsche Zeitung

Mitten in Kempten:Batman zieht um

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Ein als Superheld verkleideter Mann war in Kempten stadtbekannt, nun verlegt er seinen Wohnsitz nach München. Die Polizei dort freut sich schon.

Glosse von Florian Fuchs

Mit verkleideten Menschen kennen sich Münchner Polizisten aus wie nur wenige andere. Fasching ist nicht so groß in der Stadt, aber zum Oktoberfest kommen sie plötzlich alle in Tracht, oder was sie dafür halten. Aus der ganzen Welt. Und dann steigen auch immer wieder die ganz großen Fußballspiele, mit Roten und anderen farbenprächtigen Menschen.

Insofern kommt es also auf einen Batman mehr oder weniger in der Stadt nicht an. Andererseits hätten sie wahrscheinlich nichts dagegen gehabt, wenn der Superheld in Kempten geblieben wäre.

Erst kürzlich hat der Batman aus dem Allgäu einen großen Polizeieinsatz ausgelöst, aus Versehen. Plötzlich hatten sie in der Leitstelle einen Anrufer, der den Batman aus Kempten offenbar nicht kannte und deshalb was von "Tarnanzug" und "Waffe" ins Telefon stammelte.

30 Beamte rückten aus, obwohl sich der ein oder andere schon gedacht haben dürfte, dass der stadtbekannte Superheld dahinter steckt. Der hat vor drei Jahren angefangen, als Batman verkleidet durch Kempten zu laufen. In sozialen Medien zeigt er seine verschiedenen Batman-Kostüme. Als Batman will er Gutes tun, im Krankenhaus ist er beispielsweise Stammgast auf den Kinderstationen, auch in der Fußgängerzone posiert er für Fotos. "Weil es die Menschen glücklich macht", wie er schreibt. Und weil er es liebe, ihnen Freude zu machen. Erkannt werden will er allerdings nicht, da bleibt er - ähnlich wie der Superheld in den Comics - lieber anonym.

Kempten ist nun von allen Verbrechern gesäubert, deshalb hat Batman dort keine Aufgabe mehr. Logisch, dass er nun nach München weiterzieht. Die ist laut Eigenwerbung zwar "die sicherste Großstadt Deutschlands", ein paar mehr Verbrecher als im Allgäu sollten aber schon herumlaufen. Eigentlich zieht es den anonymen Batman beruflich in die Landeshauptstadt. Aber wenn er schon dort ist, will er es sich nicht nehmen lassen, in einem seiner Kostüme alten Damen über die Fahrbahn zu helfen und kleine Kinder abzuklatschen. Er werde auch in München durch die Straßen streifen, hat der Selfmade-Batman angekündigt. Die Münchner Polizei freut sich schon, auch wenn er dort bestimmt weniger auffällt als in Kempten - und die Einheimischen dort insgesamt weniger aufgeregt sind, was verkleidete Menschen anbelangt.

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