Süddeutsche Zeitung

Augsburg:Targa zieht um

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Im Augsburger Zoo wird ein neues Elefantenhaus eröffnet. Die Herde wird vergrößert und soll noch mehr Besucher locken. Dafür siedelt sogar eine 64-Jährige noch mal um.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Targa ist inzwischen 64 Jahre alt, da hat man auch als Elefant einiges mitgemacht. Die Elefantenkuh gilt als eines der ältesten Tiere der Welt ihrer Art, Angst hat sie laut Zookurator Thomas Lipp vor nichts mehr. Das trifft sich ganz gut, soll Targa doch demnächst noch einmal umziehen. Für 7,3 Millionen Euro hat der Augsburger Zoo ein neues Elefantenhaus mitsamt Außengehege gebaut und am Montag eröffnet. Weil so ein Umzug für Elefanten eine sensible Angelegenheit ist, werden die beiden Tiere, die der Zoo momentan hält, in den nächsten Wochen behutsam eingewöhnt. Targa wird dabei auf ihre alten Tage noch einiges an Hightech bestaunen dürfen, automatische Futterschleudern etwa, auch eine einzigartige Bewässerungsanlage. Die furchtlose Elefantenkuh wird dabei ihrer Gefährtin Burma wohl ein wenig beistehen müssen: "Die hat schon Probleme, wenn man nur ein paar Steine verrückt", sagt Lipp.

Die Eingewöhnung ist der nächste Schritt, am Montag feierte sich der Zoo Augsburg erst einmal selbst. Die Eröffnung des Elefantenhauses sei "ein historischer Schritt", so ordnete es Oberbürgermeister Kurt Gribl ein: "Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Zoos." Und weil sich so eine Investition lohnen soll, werden bis zum Sommer zwei neue Elefantenweibchen aus Berlin nach Augsburg kommen und die Herde erweitern. Platz auf der 7000 Quadratmeter großen Außenanlage und in der 800 Quadratmeter großen Halle ist für vier bis fünf Elefanten. Nur Nachwuchs ist in Augsburg nicht zu erwarten, nicht nur, weil vorerst nur Weibchen dort leben sollen: Die Anlage ist schlicht nicht darauf ausgerichtet, da konnte sich der Vorstand des Zoo-Freundeskreises am Montag noch so sehr einen kleinen Augsburger Elefanten wünschen.

In München haben sie vor ein paar Jahren das neue Elefantenhaus für 20 Millionen Euro eröffnet. In Nürnberg bekommen sie es seit Jahren nicht hin, eine neue Elefantenanlage hinzustellen - seit Jahren gibt es deshalb keine Elefanten in dem Tiergarten, der flächenmäßig zu einem der größten in Europa gehört. Das ist durchaus ein Politikum in der fränkischen Metropole, umso verständlicher wird Gribls Einschätzung eines historischen Ereignisses für Augsburg: Die Stadt hat Geld gegeben, die Stadtwerke und viele andere haben gesponsert. Dass die ursprünglich geplanten sechs Millionen Euro um nur 1,3 Millionen Euro überzogen wurden, nennt Direktorin Barbara Jantschke angesichts der derzeit steigenden Baupreise "einen großen Erfolg". Sie sind stolz im Zoo, dass sie mit geringen Mitteln eine moderne und weitläufige Anlage gebaut haben, die auf dem neuesten Stand ist, was Technologie und Haltung anbelangt. Und die auch ein Umweltbildungszentrum beherbergt, in dem künftig vor allem Schüler Artenschutz und Umweltschutz erlernen und erleben sollen.

Automaten in der Halle werden zu verschiedenen Zeiten Futter spenden, sodass die Elefanten nie wissen, wann es Nachschub gibt. Futterkörbe mit Heu werden an verschiedenen Stellen von der Decke gelassen, mal hier, mal da. Die Tiere, sagt Lipp, sparen sich wie der Mensch gerne Energie, soll heißen: Sie sind faul. Durch das Futter kann man sie ganz gut animieren, sich zu bewegen. Draußen gibt es einen Teich, auch in der Halle dürfen die Elefanten baden. Die Tiere können sich Tag und Nacht frei bewegen auf der Anlage. Heizpaneele halten die Temperatur drinnen auf konstant 18 bis 19 Grad, die Wände sind immer warm, falls Targa oder Burma mal das Bedürfnis haben, sich anzulehnen.

Neuartig ist die Sprenkelanlage, die über eine Schiene am Dach entlang fährt. Die gibt es so in anderen Zoos nicht. In Gehegen von Elefanten staubt es oft, die Tiere bewerfen sich und ihre Gefährten gerne mit Sand, entsprechend bauen viele Tiergärten aufwendige Filteranlagen in die Gehege ein. Die hat sich der Augsburger Zoo mit der Sprenkelanlage gespart, die Technik stammt eigentlich aus Reithallen: Das Wasser regnet auf den Sand, dazu lassen sich weit oben in der Halle Luken für einen Durchzug öffnen - womit das Staubproblem gelöst ist.

Der Augsburger Zoo ist mit mehr als 700 000 Besuchern die größte Publikumsattraktion im Umland, die Anlage zieht mehr Gäste an als der FC Augsburg in seinem Stadion. Damit die Schwaben auch weiterhin dorthin strömen, muss der Zoo neue Attraktionen bereitstellen. In München basteln sie an ihrem Geozoo-Konzept, also der Aufteilung der Gehege nach Kontinenten. Nürnberg hat erst die Freianlagen für seine Gorillas eröffnet, in diesem Jahr wird das Gehege der asiatischen Takine umgebaut. Das sind Tiere, die aussehen wie eine Mischung aus Gnu und Ziege. Das neue Elefantendomizil in Augsburg ist da eine andere Größenordnung, die vergangenen Jahre hat sich dort überhaupt viel getan: So ist jüngst auch das Giraffenhaus erneuert worden.

Mit der Elefantenanlage hofft die Zoo-Leitung auf mehr Besucher, die dann auch einen Wasserfall bewundern dürfen. Das, verrät Kurator Lipp beim Rundgang, ist nicht nur ein optisches Element. So ein Elefantenhaufen ist nämlich recht aufwendig abzutransportieren, sie haben da extra ein Elektroauto mit Schaufel. Falls die Elefanten mal ins neue Becken machen, soll die Strömung den Dung weiter schwemmen: Das lässt ihn leichter abtransportieren.

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SZ vom 04.02.2020
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