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Mazda 2 im Fahrbericht:Dem Kleinwagenniveau entrückt

Lesezeit: 2 min

Von Michael Specht

Mazda hat derzeit einen Lauf: Ansprechendes Design und hochmoderne Vierzylindermotoren kommen bei den Kunden an: Plus 20 Prozent vermeldet die japanische Marke als Bilanz für 2014 in Europa. Jetzt wurde auch der Mazda 2 komplett erneuert. Um sich gegen starke Konkurrenten wie VW Polo, Renault Clio, Opel Corsa und Ford Fiesta zu behaupten, wuchs der Kleinwagen von 3,92 auf 4,06 Meter.

Überraschend ist daher schon der Einstieg: Cockpit, Raumgefühl und Materialauswahl haben nichts mehr mit der Einfachheit des Vorgängers zu tun. Man hat viel Platz, das Lenkrad lässt sich in Höhe und Tiefe verstellen, die Armaturen liegen im Blick, Schalter und Knöpfe sind auf ein Minimum reduziert, die Sitze bieten guten Halt, alles wirkt solide, hochwertig und gut verarbeitet.

Kofferraum mit Mankos

Auch hinten herrscht keine Enge. Mazda hat den Radstand um acht Zentimeter verlängert. Leider haben sich die Entwickler weniger Mühe gegeben, was den Kofferraum (280 Liter) und das Umklappen der Rücksitzlehne betreffen. Oder es war schlicht kein Geld mehr da. Störend ist die hohe Blechkante beim Ein- und Ausladen. Auch die Stufe im Ladeboden nach Umlegen der Lehnen muss heute nicht mehr sein. Wie es optimal geht, zeigt zum Beispiel der Honda Jazz. Er hat eine tischebene Ladefläche.

Die zweite Überraschung zeigt sich während der Fahrt. Abroll- und Windgeräusche sind niedrig, der Federungskomfort ist angenehm, die Lenkung leicht und präzise. Der Mazda 2 fühlt sich vom Gesamtkomfort her an wie ein Auto der nächst höheren Klasse, bleibt dabei aber so handlich wie ein Kleinwagen.

Auch der 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 90 PS hinterlässt einen harmonischen Eindruck. Er läuft ruhig, dreht agil hoch und passt bestens zum Viertürer mit knapp über 1000 kg. Einen derzeit so beliebten Dreizylinder will man nicht im Programm haben. Unnötig eigentlich, ein Wort über die Schaltung zu verlieren. Das beherrscht Mazda - man denke nur an den MX-5 -wie kaum ein Zweiter. Der Hebel flutscht knackig und leicht durch die Gassen. Wer dennoch lieber schalten lässt, kann für diese Motorvariante auch ein Automatikgetriebe bekommen.

Daneben bieten die Japaner noch Versionen mit 75 oder 105 PS an. Selbst einen Diesel, ebenfalls 1,5 Liter klein, leistet man sich, obwohl dieser im B-Segment in Europa nur eine untergeordnete Rolle spielt. Der Selbstzünder mit 105 PS soll nur 3,4 Liter verbrauchen. Für den 90-PS-Benziner verspricht Mazda einen Normverbrauch von 4,5 Litern. Unser Bordcomputer zeigte 6,9 Liter an. Allerdings waren wie auch nicht im Bummeltempo unterwegs.

Überraschung beim Preischeck

Die dritte Überraschung erlebt, wer sich durch die Preislisten arbeitet. Nett gemeint ist das Einstiegsniveau von 12 790 Euro (Prime-Line 75 PS). Allerdings dürfte diese Variante mehr theoretischer Natur sein, verwehrt sie doch den Zugang zu attraktiven Extras.

Mazda bietet hier gute Dinge an. Zum Beispiel ein Head-up-Display, in dieser Klasse bislang einmalig. Auch die gesamte Konnektivität mit Apps und Internetzugang setzt den Kauf einer höherwertigen Version voraus (Exclusive-Line ab 15 690 Euro, mit 90 PS 17 790 Euro), für die dann auch endlich ein Navigationssystem (600 Euro) inklusive eines größeren Bildschirmes zur Verfügung steht. Die Tür zu den Assistenzsystemen öffnet sich aber erst ab der teuersten Version Sports-Line (ab 17 390 Euro). Gebündelt in einem Technik- und Lichtpaket für 1550 Euro fährt der Mazda 2 zwar mit Head-up Display sowie einem Spurwechsel-, Auspark- und Fernlichtassistenten herum, nähert sich aber in Metallic-Lack (490 Euro) auch zügig der 20 000-Euro-Marke.

Dennoch will Mazda in diesem Jahr in Deutschland noch rund 11 000 Einheiten verkaufen, fast doppelt so viele wie zuletzt vom Vorgänger.

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Quelle:
SZ vom 21.02.2015
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