Süddeutsche Zeitung

Erderwärmung:US-Klimaforscher düpieren Trump

Lesezeit: 2 min

Von Marlene Weiß

Die vergangenen Jahrzehnte waren die wärmsten der zurückliegenden 1700 Jahre. Zu diesem Schluss kommt der Entwurf eines aktuellen Klimaberichts von 13 US-Behörden. Seit 1880 hat sich die Welt demnach insgesamt um rund 0,9 Grad Celsius erwärmt, ein Großteil dieses Temperaturanstiegs ist klar auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. Selbst wenn sämtliche Emissionen sofort eingestellt würden, wäre ein Temperaturanstieg von weiteren 0,3 Grad Celsius in diesem Jahrhundert unvermeidbar.

Der mehr als 500 Seiten lange Text ist der umfangreichste globale Klimareport seit dem jüngsten Bericht des Weltklimarats IPCC aus dem Jahr 2013. Er ist Teil der nationalen Klima-Auswertung, die der US-Kongress alle vier Jahre in Auftrag gibt. Die Regierung von Präsident Donald Trump hat jedoch die Veröffentlichung noch nicht genehmigt. Laut einem Bericht der New York Times, die den Entwurf ins Internet gestellt hat, befürchten einige der Autoren, dass der Klimareport abgeschwächt oder unterdrückt werden soll. Bis zum 18. August müsste unter anderem die Umweltbehörde EPA dem Report zustimmen, deren Chef Scott Pruitt den Zusammenhang von CO₂ und Klimawandel leugnet. Am Freitag hatte die Trump-Regierung die Vereinten Nationen schriftlich darüber informiert, dass sie aus dem Pariser Klima-Abkommen aussteigen wolle.

"Wissenschaftliche Erkenntnisse hängen nicht vom Wohlwollen der Regierung ab", sagt Jacob Schewe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. "Für die politische Diskussion in den USA wäre es aber sehr hilfreich, wenn man sich auf einen allseits akzeptierten Bericht berufen könnte." Viele der Autoren des Klimaberichts sind Wissenschaftler bei der US-Meeres- und Klimabehörde NOAA, unter deren Führung der Bericht entstanden ist, andere an Universitäten. Sie haben Hunderte in anerkannten Fachmagazinen erschienene Studien ausgewertet. Der Bericht befasst sich sowohl mit dem globalen Klimawandel als auch mit den Veränderungen, die in den USA bereits eingetreten oder zu erwarten sind. "Es gibt reichlich Beweise, dass sich das Klima verändert, von der obersten Atmosphäre bis in die Tiefe der Ozeane", schreiben die Forscher.

Seit 1880 sei der Meeresspiegel um 23 Zentimeter angestiegen, gut ein Drittel davon entfalle auf die Zeit seit 1990. Nie zuvor in den vergangenen Jahrtausenden sei das Wasser schneller gestiegen. Im Laufe des 21. Jahrhunderts würden "mit sehr großer Sicherheit" mindestens weitere 30 Zentimeter hinzukommen. Neue Erkenntnisse zur Stabilität der globalen Eisflächen zeigten aber, dass bei hohen Emissionen selbst ein Meeresspiegelanstieg von 2,4 Metern und mehr nicht ausgeschlossen werden könne. Das Tempo, in dem die Ozeane versauern, sei in den vergangenen 66 Millionen Jahren beispiellos.

Auch in den USA hat der Klimawandel längst begonnen. Die US-Wissenschaftler rechnen damit, dass es in Amerika bis zum Jahr 2100 um 2,8 bis 4,8 Grad Celsius wärmer sein werde als Ende des 19. Jahrhunderts - je nachdem, wie sich die globalen Emissionen künftig entwickeln. Starkregen sei bereits heftiger wie häufiger geworden, insbesondere im Nordosten der USA, und werde weiter zunehmen. Im Westen dürfte sich die Schneedecke in Winter und Frühjahr verringern. Sollten die Treibhausgas-Emissionen weiter steigen, sei dort bis zum Ende des Jahrhunderts mit lang anhaltender Trockenheit zu rechnen.

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