Süddeutsche Zeitung

Erneuerbare Energien:Energie aus dem Wasser

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Der Schreiner Martin Impler baut Wasserräder. Die sind jetzt wieder gefragt, um selbst Strom zu erzeugen.

Von Elisabeth Dostert

Drei Wasserräder hat Martin Impler, 45, im Jahr 2022 gebaut. Das Jahr davor waren es auch nicht mehr. In den Pandemiejahren ist der Schreinermeister aus Bad Feilnbach in Oberbayern lieber nicht so weit gereist, und für seine Wasserräder legt er schon mal ein paar Hundert Kilometer zurück. Die Nachfrage steigt, sagt Impler. Manche kaufen die Räder für dekorative Zwecke, etwa um sie im Biergarten aufzustellen, andere nutzen die Räder zur Energieerzeugung.

Seit vielen Jahrhunderten nutzen die Menschen die Kraft des Wassers, um Getreide zu mahlen oder Sägen anzutreiben, um Holz zu schneiden. Sie wurden besungen: "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp, klapp", das Kinderlied kennt fast jeder. Viele dieser kleinen Wasserkraftwerke sind in den vergangenen Jahrzehnten verschwunden. Nun rufen manchmal Leute, deren Haus an einem Bach liegt, den Schreiner Impler an und fragen, ob er ihnen wohl ein Rad bauen kann oder das alte wieder herrichtet. "So einfach ist es nicht. Den meisten muss ich absagen", sagt Impler.

Wer so ein Rad betreiben will, braucht ein Wasserrecht, die Behörden müssen die Anlage genehmigen. Bei alten Anlagen sei ein Wasserrecht manchmal noch vorhanden, sagt Impler. Für neue Anlagen sind die regulatorischen Auflagen hoch. Die Fischbestände dürfen nicht gefährdet werden. Impler muss oft schon am Telefon Nein sagen. "Es kommt stark auf den Standort an", sagt er. Das Gefälle muss stimmen, der Bach genügend Wasser führen und breit genug sein.

Wasserräder laufen Tag und Nacht

Mehr als hundert Räder hat Impler schon gebaut, mit einem Durchmesser von zwei bis acht Metern und einer Leistung von 0,5 bis 20 Kilowatt. "4000 Kilowattstunden Jahresleistung reichen ungefähr, um den Strombedarf einer vierköpfigen Familie zu decken. Das schafft ein Rad von 0,5 Kilowatt Leistung, wenn es 8000 Stunden im Jahr läuft. Wasserräder laufen ja in der Regel Tag und Nacht", sagt er. Manche sind aus Holz, andere aus Stahl. 200 bis 300 Stunden braucht der Schreiner, um ein Rad zu bauen. Die Montage vor Ort dauert dann noch mal einige Tage.

Und der Preis? Der hänge nicht nur von der Größe des Rades, sondern auch vom Standort ab. 15 000 bis 150 000 Euro - ungefähr. Früher habe er den Preis relativ schnell ausrechnen können, "mittlerweile ist das nicht mehr so einfach, weil sich die Kosten für das Material ständig ändern, wenn es denn überhaupt lieferbar ist". Es gebe, sagt Impler, nur rund ein Dutzend gewerbliche Anbieter für solche Wasserräder in Deutschland. "Ich mache das, weil ich es kann, und ich mache es gern, aber ich muss auch davon leben können."

Die Vergütung von erneuerbarem Strom aus Wasserkraft nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) variiert in der Leistungsklasse der Anlagen bis 500 Kilowatt zwischen 7,67 und 12,52 Cent pro Kilowattstunde, je nach Zuordnung zu den verschiedenen Gesetzesfassungen (EEG 2000 - EEG 2021), heißt es beim Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke.

Laut Verband gibt es derzeit rund 7300 Wasserkraftanlagen in Deutschland mit einer installierten Leistung von insgesamt etwa 5600 Megawatt. 6900 Anlagen gelten als Kleinwasserkraftanlagen mit einer Leistung von weniger als einem Megawatt. Eine Weile sah es so aus, als würde die Vergütung für Anlagen mit einer Leistung bis zu 500 Kilowatt gestrichen. So sah es das "Osterpaket" von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ursprünglich vor. So weit kam es dann doch nicht. Darüber ist auch Schreiner Impler erleichtert.

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