Süddeutsche Zeitung

Autonomes Fahren:Im Robotaxi durch Hamburg

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VW nennt als erster deutscher Autohersteller ein Datum, zu dem ein Auto ohne menschlichen Fahrer in einer deutschen Stadt unterwegs sein soll. Ob diese Pläne auch realistisch sind?

Von Max Hägler und Christina Kunkel

Nicht einer der deutschen Premiumhersteller, nicht BMW oder Daimler nennt zuerst ein Datum, zu dem ein Computer den Menschen durch den deutschen Stadtverkehr lenken wird. Stattdessen prescht die Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen nach vorne. 2025 will man mit Hilfe der amerikanischen Software-Experten von Argo AI so weit sein: Dann sollen elektrisch angetriebene Robotaxis zunächst durch Hamburg rollen. Dort betreibt VW seit 2019 den Shuttle-Dienst Moia. Noch werden die Autos von Menschen gesteuert. Schon in vier Jahren, so das Versprechen von VW und dem Start-up Argo AI, an dem die Wolfsburger und Ford jeweils 40 Prozent halten, wird das nicht mehr nötig sein. "Unser Ziel ist es, mit der autonomen Version des ID Buzz ab 2025 kommerzielle Einsätze bei Fahr- und Zustelldiensten zu ermöglichen", erklärte Christian Senger, Bereichsleiter autonomes Fahren bei VW Nutzfahrzeuge. Im privaten Auto forciert der Konzern dagegen dieses hohe Level an Autonomie zunächst nicht mehr.

Entgegen vielen Ankündigungen, sei es von deutschen Herstellern, Tech-Konzernen wie Google oder natürlich Tesla-Chef Elon Musk, ist bislang kein Fahrzeug außerhalb von Testfahrten autonom im Straßenverkehr unterwegs. Dass sich VW ausgerechnet den Stadtverkehr ausgesucht hat, um seine Robotaxis einzuführen, ist aus technischer Sicht besonders herausfordernd: Baustellen, Ampeln, Kreuzungen, Fußgänger, Radfahrer - und das alles auf engstem Raum. Möglich machen sollen das von Argo AI technisch hochgerüstete Kleinbusse mit verschiedensten Sensoren, die permanent die Umgebung scannen, um die Passagiere fahrerlos durch den Stadtverkehr zu manövrieren.

In Deutschland dürfen die Fahrzeuge nicht im öffentlichen Straßenverkehr getestet werden

Doch noch ist es - anders als etwa in den USA - in Deutschland nicht möglich, selbstfahrende Autos einfach im öffentlichen Straßenraum zu testen. Dazu braucht es abgegrenzte Bereiche, weshalb Argo AI noch in diesem Jahr ein neun Hektar großes Testgelände in der Nähe des Münchner Flughafens errichten will, um dort umgebaute Kleinbusse durch eine künstliche Stadt zu steuern. Doch katapultiert dieses Projekt VW tatsächlich nach vorne beim autonomen Fahren? "Volkswagen samt Ford gehört zu den zehn Aspiranten für autonome Fahrsysteme", sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM). Allerdings sieht er sie nicht in Führung. Die liegt nach Meinung der CAM-Forscher bei der Google-Tochter Waymo, auch Intel mit seiner Tochter Mobileye sowie General Motors mit dem Projekt "Cruise" seien stark in der Entwicklung von Roboterautos.

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