Süddeutsche Zeitung

Volkswagen AG:Abgasskandal: Erste Festnahme bei Audi in Deutschland

Lesezeit: 1 min

Von Hans Leyendecker, Klaus Ott, Eva Steinlein und Matthias Huber

Seit Juni ermittelt die Staatsanwaltschaft München II wegen Abgasbetrugs gegen den Autohersteller Audi, nun hat es eine erste Verhaftung gegeben: Die Polizei hat einen früheren Mitarbeiter in Deutschland festgenommen. Der Beschuldigte sei am Montag festgenommen und am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt worden, bestätigte die stellvertretende Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft. Seitdem sitze er in Untersuchungshaft. Der Spiegel und Bild hatten zuerst über die Festnahme berichtet.

Auf die Spur gekommen sind dem Beschuldigten die deutschen Behörden durch eigene Ermittlungen. Ihm wird demnach Betrug und unlautere Werbung vorgeworfen. Bei dem Mann handelt es sich um den 60-jährigen Motorentwickler Giovanni P., der bis vor wenigen Monaten für die Entwicklung von Dieselmotoren bei der VW-Tochter Audi verantwortlich gewesen sein soll. Die Festnahme erfolgte demnach schon Anfang der Woche. In den USA wird offenbar bereits seit 2015 gegen den Entwickler ermittelt, woraufhin Audi ihn beurlaubt haben soll.

Giovanni P. wohnt nicht in Deutschland, die Ermittler haben deshalb einen Zeitpunkt abgepasst, wenn er im Land ist, und ihn dann wegen Fluchtgefahr festgesetzt. Er gilt als wichtige Figur in der Abgasaffäre und die Behörden wollen so sicherstellen, dass er für die Ermittlungen verfügbar ist.

US-Behörden fahnden nach fünf Managern, einer sitzt in Haft

Auch im US-Bundesstaat Michigan soll am zuständigen Gericht in der Autostadt Detroit eine Strafanzeige gegen den Verdächtigen eingegangen sein, die ihm Verschwörung zum Betrug und Verstöße gegen das US-Umweltrecht vorwirft.

Damit könnte die USA einen Auslieferungsantrag stellen. Dort sitzt derzeit bereits ein VW-Manager in Haft. Fünf weitere können Deutschland derzeit nicht verlassen, weil sie mit internationalem Haftbefehl gesucht werden. Die Bundesrepublik wird die Verdächtigen zwar nicht ausliefern, der nun festgenommene Motorentwickler ist jedoch italienischer Staatsbürger und wäre damit nicht vor der Auslieferung geschützt.

Im Jahr 2015 hatte der Audi-Mutterkonzern Volkswagen zugegeben, weltweit in etwa elf Millionen Dieselfahrzeugen unterschiedlicher Marken die Abgas-Ausstoßwerte durch Software manipuliert zu haben. Seitdem sieht sich VW mit Klagen und Schadenersatzforderungen konfrontiert.

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SZ.de/ees/ok/mahu
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