Süddeutsche Zeitung

Versandhaus vor dem Ende:Seehofer verlangt Basta-Machtwort

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Neuer Job für Merkel: Die Kanzlerin soll im Fall Quelle ein "Basta"-Machtwort sprechen, verlangt CSU-Chef Seehofer - denn der glaubt an das Versandhaus.

Vor der voraussichtlich entscheidenden Sitzung des Bürgschaftsausschusses am Montag sind die Bemühungen um die Rettung von Quelle noch einmal verstärkt worden. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, den umstrittenen Notkredit für das Versandhaus zur Chefsache zu machen. Quelle war mit leeren Konten in die Insolvenz des Mutterkonzerns Arcandor gegangen.

Eine Chance verdient

Seehofer wollte am Rande des Spitzentreffens der Union zum Wahlprogramm am Sonntag mit Merkel über Quelle sprechen. "Ich appelliere an die Bundesregierung, spätestens am Montag den Kredit zuzusagen, weil sonst die Arbeitsplätze bei Quelle akut gefährdet sind", sagte er der Bild am Sonntag. Quelle habe eine Chance zum Weitermachen verdient, sagte Seehofer. "Das Unternehmen hat nicht nur Tradition, es ist auch leistungsstark." Mittel- und langfristig könne die Politik dafür aber keine Garantie übernehmen.

Ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg sagte, er rechne für Montag mit einer Entscheidung der Bundesregierung über den erhofften Notkredit für das Versandhaus. Der insolvente Arcandor-Konzern ist nach den Worten seines Sprechers Gerd Koslowski "nach wie vor zuversichtlich, dass es am Ende doch zu einer positiven Entscheidung kommt."

Wie die Süddeutsche Zeitung am Wochenende berichtet hatte, waren nur wenige Stunden vor der Insolvenz am 9. Juni alle Quelle-Konten leer geräumt worden. Koslowski sagte dazu, dies sei ein normales Verfahren, wie es in allen Konzernen mit so genanntem "Cash-Pooling" üblich sei. Die Überweisung an Arcandor sei ein "automatisierter Rhythmus, der täglich erfolgt". Auch der Sprecher von Görg sagte, es sei "zu heftig", von einem Abräumen der Konten zu sprechen.

Der vorläufige Insolvenzverwalter arbeitete am Wochenende mit Hochdruck daran, die vom Bürgschaftsausschuss verlangten Informationen zu den für die Kreditvergabe nötigen Sicherheiten zusammenzustellen. Quelle hat einen Massekredit in Höhe von 50 Millionen Euro beantragt, um während des Insolvenzverfahrens den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten; die Gläubiger dieses Kredits erhalten dann vorrangig Geld vom Pleiteunternehmen.

Neckermann-Chef Henning Koopmann kritisierte die Pläne, den Konkurrenten Quelle mit Staatshilfe zu stützen. "Ein Staatskredit macht momentan vielleicht 8000 Arbeitsplätze bei Quelle sicherer, gleichzeitig macht er aber 72.000 Arbeitsplätze bei den anderen Versendern in Deutschland unsicherer", sagte Koopmann der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

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