Süddeutsche Zeitung

Twitter:Krisensitzung und Umfrage zu Trumps Rückkehr

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Das Chaos geht weiter: Elon Musk ruft die verbliebenen Software-Experten ins Hauptquartier und will umstrittene Konten wiederherstellen - womöglich auch das des ehemaligen Präsidenten.

Der neue Eigentümer von Twitter, Elon Musk, hat alle verbliebenen Software-Ingenieure der Social-Media-Plattform zu einem Treffen in die Zentrale einberufen und die Mitarbeiter aufgefordert, am Freitagnachmittag nach San Francisco zu fliegen, um persönlich anwesend zu sein. Damit bemüht sich der Tech-Milliardär, das Chaos, das er bei Twitter seit der Übernahme entfesselt hat, in den Griff zu bekommen. Während der Sitzung twitterte Musk zudem, dass der Kurznachrichtendienst einige umstrittene Konten wiederherstellen werde. Kurz darauf stellte Musk seinen Twitter-Followern die Frage, ob Donald Trump wieder auf der Social-Media-Website aufgenommen werden sollte. Trump war 2021 dauerhaft von Twitter verbannt worden.

Die Social-Media-Plattform hat täglich etwa 237 Millionen Nutzer. Einige von ihnen haben in den vergangenen Stunden und Tagen ihre Besorgnis darüber geäußert, dass der Kurznachrichtendienst kurz vor dem Zusammenbruch stehe - "etwas, das Experten als wahrscheinliche, wenn auch nicht unbedingt unmittelbar bevorstehende Möglichkeit bezeichneten", schreibt die Washington Post.

Große Unternehmen haben inzwischen die Werbung auf Twitter eingestellt, was den finanziellen Druck auf das schuldengeplagte Unternehmen noch erhöht; das Hin und Her bei der Einführung eines umstrittenen kostenpflichtigen Verifizierungszeichens hat die Sorge vor Fake-Accounts und Desinformationen geschürt.

Einem Medienbericht zufolge "steht das Schlimmste noch bevor"

Die E-Mails von Musk an die Ingenieure lassen jedoch der Washington Post zufolge darauf schließen, dass das Schlimmste noch bevorstehen könnte. "Die E-Mails gingen sogar an Mitarbeiter, die am Donnerstag das Unternehmen verlassen hatten, anstatt die Verpflichtungserklärung zu unterschreiben", heißt es dort.

Nur diejenigen, die physisch nicht in die Bay Area kommen konnten oder familiäre Notfälle hatten, seien von der Teilnahme der Krisensitzung befreit, so Musk in einer E-Mail, die wiederum die Nachrichtenagentur Bloomberg News einsehen konnte. "Jeder, der tatsächlich Software schreibt, möge sich bitte heute um 14 Uhr im 10. Stock einfinden", schrieb Musk in der E-Mail, die am Freitag kurz vor 9 Uhr Ortszeit verschickt wurde.

Musk will den "Twitter Tech Stack" verstehen

Die Ingenieure wurden zudem aufgefordert, Musk eine Zusammenfassung ihrer Programmierarbeit der vergangenen sechs Monate zu schicken, zusammen mit bis zu zehn Screenshots der signifikantesten Codezeilen. Die Treffen diente dazu, Musk zu helfen, "den Twitter Tech Stack zu verstehen", sagte er in einer weiteren E-Mail. Ein Tech Stack (englisch für Technology Stack, auf deutsch Technologie-Stapel) ist eine Liste aller Technologiedienste, die zum Erstellen und Ausführen einer Anwendung verwendet werden.

Der Milliardär, der Twitter Ende Oktober für 44 Milliarden Dollar übernommen hatte, hat bereits den Großteil der vormaligen Führungsriege entlassen und die Hälfte der Belegschaft des Unternehmens abgebaut, so dass nur noch etwa 3700 Mitarbeiter bei dem Kurznachrichtendienst beschäftigt waren. Er hatte insbesondere auch Mitarbeiter entlassen, die sich gegen seine Strategieänderungen und kulturellen Veränderungen im Unternehmen ausgesprochen hatten. Anfang dieser Woche stellte er dann den verbliebenen Mitarbeitern ein Ultimatum: Entweder sie fügen sich in das neue "Hardcore"-Arbeitsumfeld des Unternehmens ein oder sie verlassen es. Nach Angaben der New York Times haben daraufhin noch einmal etwa 1200 Mitarbeiter dem Unternehmen den Rücken gekehrt.

Mehr Mitarbeiter als Musk offenbar erwartet hatte, weigerten sich, den einzigen Auswahl-Button mit "Ja" zu drücken. In der Folge ist aktuell nicht mehr klar, wie viele Personen noch bei Twitter arbeiten und damit Zugang zu Büros und Firmeneigentum haben. Twitter musste deshalb daraufhin seine Büros bis Montag schließen.

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