Twitter unter Elon Musk:Exodus nach "Hardcore"-Ansage

Twitter unter Elon Musk: Der Tesla- und Twitter-Chef Elon Musk steht vor neuem Chaos: Die Büros des Kurznachrichtendiensts müssen schließen, weil nach einer Kündigungswelle nicht mehr klar ist, wer noch an Bord ist.

Der Tesla- und Twitter-Chef Elon Musk steht vor neuem Chaos: Die Büros des Kurznachrichtendiensts müssen schließen, weil nach einer Kündigungswelle nicht mehr klar ist, wer noch an Bord ist.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Twitter muss seine Büros bis Montag schließen. Denn nach dem Memo des "Chief Twit" ist nicht mehr klar, wer noch im Unternehmen beschäftigt ist und Zugang zu Büros und Firmeneigentum haben darf.

Elon Musk hatte den Mitarbeitern von Twitter vor einem Tag ein Ultimatum gestellt: Entweder sie verpflichten sich zur neuen "Hardcore"-Arbeitsumgebung des Unternehmens oder sie verlassen die Firma. Mehr Mitarbeiter, als Musk offenbar erwartet hat, weigern sich allerdings, den einzigen Auswahl-Button mit "Ja" zu drücken und bringen damit den Betrieb des Kurznachrichtendienstes ins Schlingern, wie es aus informierten Kreisen heißt.

So viele Angestellte haben sich daraufhin offenbar für die Kündigung entschieden, dass nicht mehr klar ist, welche Personen noch Zugang zu Firmeneigentum haben sollten. Laut einem Memo, das der Nachrichtenagentur Bloomberg vorliegt, hat Twitter deshalb seine Büros bis Montag geschlossen. "Bitte halten Sie sich weiterhin an die Unternehmensrichtlinien, indem Sie keine vertraulichen Informationen in den sozialen Medien, mit der Presse oder anderswo diskutieren", heißt es in dem Memo weiter.

Musk versuchte in den letzten Stunden vor Ablauf der Frist, seine Mitarbeiter noch zum Bleiben zu bewegen. Laut Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, wurden wichtige Mitarbeiter am Donnerstagabend, als die Frist ablief, in Meetings eingeladen, um Vorschläge für die Zukunft des sozialen Netzwerks zu hören. Musk, der zuvor gesagt hatte, er sei strikt gegen Fernarbeit, schickte am Donnerstag eine weitere E-Mail, in der er seinen Ton milderte. "Alles, was für die Genehmigung erforderlich ist, ist, dass Ihr Vorgesetzter die Verantwortung dafür übernimmt, dass Sie einen ausgezeichneten Beitrag leisten", schrieb er und fügte hinzu, dass Mitarbeiter mindestens einmal pro Monat persönliche Treffen mit ihren Kollegen haben sollten.

Salut-Emoji wird zum Symbol

Das war allerdings offenbar nicht genug. Die internen Kommunikationskanäle von Twitter füllten sich mit Mitarbeitern, die ein Salut-Emoji zeigten, das zum Symbol für das Verlassen des Unternehmens geworden ist. Ehemalige Mitarbeiter haben den Gruß auch öffentlich getwittert, zusammen mit ihren internen Slack-Nachrichten.

Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen haben, betonten, dass so viele inzwischen gekündigt hätten und nun ihr Wissen über die Funktionsweise des sozialen Netzwerks fehle, um Probleme zu beheben oder Systeme während des normalen Betriebs zu aktualisieren.

Mögliche Überprüfung durch die US-Regierung

Die Zukunft von Twitter hängt aber auch an einer möglichen Überprüfung von Musks internationalen Geschäften durch die US-Regierung. Bei der rund 44 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Twitter bekam Musk Geld unter anderem vom saudischen Prinzen Alwaleed bin Talal Al Saud, einem Tochterunternehmen des staatlichen Investmentfonds von Katar und der Kryptowährungsbörse Binance, die ursprünglich in China gegründet worden war. "Ich denke, dass Elon Musks Kooperationen und technische Beziehungen mit anderen Ländern es wert sind, geprüft zu werden", hatte deshalb US-Präsident Joe Biden kürzlich erklärt. Er wolle damit nicht unterstellen, dass Musk etwas Unrechtes tue. Eine Prüfung sei aber angebracht.

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