Süddeutsche Zeitung

RWE:Windräder in Texas stehen still

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Der extreme Winter im Süden der USA trifft RWE.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Im US-Bundesstaat Texas herrscht derzeit extremes Wetter: Straßen und Gasleitungen sind vereist, Menschen schlafen in Notunterkünften. Weil die Stromerzeugung darniederlag und das Netz beinah zusammenbrach, musste der Netzbetreiber Ercot Millionen Haushalten zeitweise den Strom abstellen.

Darunter leiden vor allem die Menschen am Golf von Mexiko. Allerdings trifft die Eiseskälte auch den Energiekonzern RWE - und zwar gleich doppelt: Seit Tagen ist ein Teil der Windparks, die der Dax-Konzern in Texas besitzt, außer Betrieb. Das hat RWE nun mitgeteilt. Mannschaften vor Ort arbeiten daran, vereiste Anlagen wieder anzuwerfen und Netzprobleme zu beheben.

Damit nicht genug: Der Konzern hatte einen Teil der Strommengen, die seine Windparks sonst erzeugen, im Voraus verkauft. Daher muss RWE nun Strom im Energiegroßhandel zukaufen, um den Lieferpflichten nachzukommen. Doch weil die Stromerzeugung - auch in Gaskraftwerken - arg eingeschränkt ist, musste der Konzern umgerechnet bis zu 7400 Euro je Megawattstunde zahlen. Zum Vergleich: Hierzulande kostete eine Megawattstunde an der Strombörse zuletzt gut 47 Euro.

Das läppert sich für RWE: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen werde dieses Jahr voraussichtlich ein paar Hundert Millionen Euro niedriger ausfallen als bislang angenommen, teilt der Konzern mit. Freilich könne man die Auswirkungen noch nicht abschließend bewerten.

Der Fall verdeutlicht, welche Position RWE in der Energiewelt eingenommen hat: Der Konzern verkauft Strom nicht mehr direkt an Privatleute, dieses Geschäft der Tochter Innogy hat er an Eon abgegeben. Im Gegenzug erhielt RWE die Wind- und Solarparks von Eon und Innogy in Europa und Amerika. Der Konzern verkauft seinen Strom seither im Großhandel, oder direkt an Industrieunternehmen.

Betrachtet man die Kapazitäten, betreibt RWE insgesamt noch deutlich mehr Kohle- und Gaskraftwerke als Anlagen für erneuerbare Energie. Allerdings sollen die klimaschädlichen Kohlemeiler nach und nach, bis spätestens 2038, vom Netz gehen. Stattdessen will der Konzern in Ökostrom-Anlagen investieren. Vorläufigen Zahlen zufolge haben die Essener 2020 knapp die Hälfte ihres Betriebsgewinns mit Wind- und Solarparks erwirtschaftet. In diesem Jahr erhält das Geschäft nun einen ersten großen Dämpfer. An der Börse hat RWE am Freitag zeitweise zwei Prozent an Wert verloren.

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