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Schuldenkrise im Euro-Raum:Bundesbank rechnet mit Inflation

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Der Euro soll hart bleiben: Die Bundesbank drängt darauf, die Krise nicht mit einer Geldschwemme zu lösen. Doch nun signalisieren Deutschlands Währungshüter, dass sie mit höherer Inflation leben könnten - jedenfalls ein bisschen.

Die Bundesbank hat einen Ruf zu verlieren. Sie gilt als Bollwerk gegen eine laxe Geldpolitik, die die Krise in Europa am liebsten mit neu gedruckten Milliarden einfach wegschwemmen will. Jens Weidmann, der Chef der Bundesbank, hat sich im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) immer quergestellt. Er warnte davor, dass die Geldschwemme die Inflation in die Höhe treiben könne.

Deutsche Politiker fürchten Inflation auch aus historischen Gründen. Das Gespenst der Hyperinflation, das Anfang der zwanziger Jahre die Weimarer Republik erschütterte, ist noch lebendig. Aber jetzt hat Weidmanns Institution angedeutet, in Deutschland mehr Inflation zu akzeptieren.

Vertreter der Bundesbank saßen nun vor dem Finanzausschuss des Bundestages, um über die Schuldenkrise zu sprechen. Der Markt, erklärten sie, werde dafür sorgen, dass Peripherieländern wie Griechenland und Spanien im Vergleich mit den stärkeren Euro-Staaten wettbewerbsfähiger werden würden. "Deutschland dürfte in diesem Szenario künftig in der EWU eher überdurchschnittliche Inflationsraten aufweisen", sagten die Notenbanker.

In so einem Fall würden die Kosten für die Produktion in den Krisenstaaten im Vergleich zu Deutschland sinken. Die dortige Wirtschaft würde also wettbewerbsfähiger.

Das passiert bereits. Die Inflationsrate in Deutschland lag im März nach den standardisierten Zahlen der Statistikbehörde Eurostat bei 2,3 Prozent. Das sind zwar 0,4 Prozentpunkte weniger als der Durchschnitt der Euro-Zone, aber deutlich mehr als in Krisenstaaten wie Spanien und Griechenland.

Die Bundesbank machte aber zugleich deutlich, dass sie nicht in das Lager übergelaufen ist, das eine höhere Inflation billigend in Kauf nimmt. Die Geldpolitik müsse sicherstellen, "dass die Inflation im Aggregat der EWU (Europäische Währungsunion) dem Stabilitätsziel entspricht und die Inflationserwartungen fest verankert bleiben". Als Ziel der EZB gilt, die Inflation auf einem Niveau unter zwei Prozent zu halten, damit die Preise für Verbraucher und Investitionen von Unternehmen stabil bleiben.

Zuletzt hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sich dafür ausgesprochen, dass wegen der guten Wirtschaftslage die Löhne in der Metall- und Elektroindustrie deutlich steigen. Hohe Tarifabschlüsse, wie sie auch die Gewerkschaften fordern, könnten die Inflation steigern. Auch der Internationale Währungsfonds IWF hatte erst am Dienstag verkündet, eine höhere Inflation in Deutschland sei hinnehmbar, wenn sie zusammen mit dem Abbau von Ungleichgewichten innerhalb der Euro-Zone erfolge.

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