Süddeutsche Zeitung

Rezessionsjahr 2009:Der ganz große Absturz

Lesezeit: 2 min

Das Krisenjahr 2009 hat der deutschen Wirtschaft tiefe Wunden hinterlassen: Mit einem Minus von fünf Prozent bricht die Konjunktur so stark ein wie nie seit dem Zweiten Weltkrieg.

Erst kam die Krise, dann der große Absturz: Die deutsche Wirtschaft ist 2009 so stark geschrumpft wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Die wichtigste Kennzahl der deutschen Wirtschaft, das Bruttoinlandsprodukt (BIP), sackte um fünf Prozent ab, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zum Vergleich: 2008 hatte die Gesamtsumme aller in Deutschland produzierten Waren und Dienstleistungen noch um 1,3 Prozent zugelegt. 2007 lag das Plus bei 2,5 Prozent.

Maastricht-Grenze wieder überschritten

Das Finanzierungsdefizit des Staates lag nach vorläufigen Berechnungen bei 77,2 Milliarden Euro oder 3,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. 2008 hatte es wegen der vergleichsweise guten Einnahmesituation von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen lediglich 1,05 Milliarden Euro betragen.

Die Rezession 2009 fiel mehr als fünfmal so tief aus wie beim bisher stärksten Einbruch 1975 nach der Ölkrise. Damals war ein Minus von 0,9 Prozent verzeichnet worden. Im Jahr 2008 war die deutsche Wirtschaft um 1,3 Prozent gewachsen, ein Jahr zuvor noch um 2,5 Prozent.

Bereits im Sommer hatte sich das Ende der Rezession angekündigt: Im zweiten Quartal wuchs die deutsche Wirtschaft erstmals seit Anfang 2008 wieder - um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Im dritten Quartal sorgten kräftige Investitionen dank staatlicher Konjunkturprogramme und der wieder anziehende Export für 0,7 Prozent Zuwachs beim realen BIP. Das holte die deutsche Wirtschaft zwar aus der Rezession, im vierten Quartal stagnierte die Wirtschaft dann allerdings.

Nach ersten vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes veränderte sich das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) saison- und kalenderbereinigt in den letzten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorquartal nicht mehr. Im ersten Quartal 2009 hatte es einen Rückgang von um 3,5 Prozent zum Vorquartal gegeben - vor allem dadurch war der Absturz im Gesamtjahr nicht mehr zu verhindern.

Bye-bye, Krise!

Für 2010 erwarten Volkswirte, dass die deutsche Konjunktur an Fahrt gewinnen und die Folgen der Krise zunehmend hinter sich lassen wird. Die Wachstumsprognosen reichen von 1,6 Prozent bis 2,3 Prozent.

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute und die Bundesregierung hatten im vergangenen Herbst beim BIP ein Minus von fünf Prozent für 2009 vorhergesagt. Am Dienstag hieß es, die Bundesregierung überdenke für 2010 eine Erhöhung der Wachstumsprognose. Die neue Schätzung, die Ende des Monats veröffentlicht werden soll, dürfte bei etwa eineinhalb Prozent Wachstum für das Jahr 2010 liegen.

Die privaten Konsumausgaben der Bürger stiegen 2009 um 0,4 Prozent. Die Konsumausgaben des Staates legten um 2,7 Prozent zu. Die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen verringerten sich um 20 Prozent. Die Bauinvestitionen sanken um 0,7 Prozent. Die Exporte gingen um 14,7 Prozent zurück, die Importe verringerten sich um 8,9 Prozent.

"Das Ergebnis 2009 stand ganz im Zeichen der Wirtschafts- und Finanzkrise", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler.

Temporäre Einbrüche in der deutschen Wirtschaftsleistung hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegeben. Einen derart massiven Rückgang wie 2009 musste die Bundesrepublik aber noch nie hinnehmen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.63535
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/dpa/APN/pak/mel
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.