Süddeutsche Zeitung

Panama Papers:Razzia bei Mossack Fonseca dauerte 27 Stunden

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Sie hätten praktisch zwei Tage ohne Schlaf durchgearbeitet, sagte Staatsanwalt Javier Caraballo. 27 Stunden dauerte der Einsatz in den Kanzlei Mossack Fonseca. Sie hat Zigtausende Briefkastenfirmen aufgesetzt, die von Steuerhinterziehern, Politikern und Kriminellen benutzt werden. Die Panama Papers deckten dieses Geschäft auf - und ließen die panamaischen Beamten ausrücken.

Der leitende Ermittler Javier Caraballo sagte, die Behörden hätten Zugriff auf 100 virtuelle Server, die also außerhalb der Büroräume der Kanzlei stehen. Dazu kämen einige Server vor Ort. Die Ermittler wollen die Daten nun auswerten. "Wir sind zufrieden mit den großen Aktenmengen, die wir mitnehmen konnten", sagte Chefermittler Caraballo.

Offen ist noch, in welche Richtungen die Ermittlungen laufen - ob also eher die Kanzlei oder eher die Kunden im Ausland im Fokus stehen. Die Kanzlei Mossack Fonseca ist mit der politischen Elite des Landes eng verbunden ( mehr dazu hier). Panamas Generalstaatsanwältin Kenia Porcell ist nach eigenen Angaben bereits in Gesprächen mit Beamten in Peru, Venezuela, Guatemala, Costa Rica und El Salvador - und wolle mit ihnen kooperieren. Aus Lateinamerika kamen besonders viele Kunden von Mossack Fonseca.

Eine Sperrung von Konten sei noch nicht angeordnet worden, so die Ermittler. Es sei auch niemand festgenommen worden. Die Beamten hätten noch keine überzeugenden Fakten, um Entscheidungen zu treffen.

Durchsuchungen bereits in mehreren Staaten

Es gab in den vergangenen Monaten bereits in einigen Ländern Razzien gegen Mossack Fonseca. So ließ in Brasilien Ende Januar ein Richter im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Schmiergeldskandal mehrere Mitarbeiter des brasilianischen Büros von Mossack Fonseca verhaften. In Peru und El Salvador wurden nach Erscheinen der Panama Papers die örtlichen Büros der Kanzlei gefilzt. In beiden Fällen suchten die Ermittler vor allem nach Unterlagen wegen möglicher Steuerdelikte.

Vorige Woche durchsuchte die Schweizer Bundespolizei die Zentrale der Europäischen Fußball-Union (Uefa). Die Beamten forderten Einblick in Verträge, die der frühere Uefa-Generalsekretär und heutige Fifa-Präsident Gianni Infantino im Zusammenhang mit einem Geschäft der Uefa mit einer Briefkastenfirma unterzeichnet hatte. Infantino bestreitet jegliche Schuld. Gegen ihn wird nicht ermittelt.

In Paris durchsuchten nach Bekanntwerden der Panama Papers Finanzermittler die Großbank Société Générale. Allein dieses Geldhaus wird mit tausend Mossack-Fonseca-Briefkastenfirmen in Verbindung gebracht.

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