Süddeutsche Zeitung

Energie:Ökostrom-Umlage steigt erstmals seit zwei Jahren wieder

Lesezeit: 2 min

Von Jan Schmidbauer

Die Energiewende wird für Stromkunden im kommenden Jahr etwas teurer: Die sogenannte EEG-Umlage, mit der Haushalte und Industrie den Ausbau von Erneuerbaren finanzieren, werde 2020 leicht von 6,405 auf 6,756 Cent pro Kilowattstunde steigen, teilten die vier zuständigen Übertragungsnetzbetreiber am Dienstag mit. Zuvor war die Umlage zwei Jahre hintereinander leicht gesunken.

Die EEG-Umlage macht etwa ein Fünftel des Strompreises aus. Für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden entstehen durch die Erhöhung Mehrkosten von gut zwölf Euro im Jahr. Insgesamt muss ein solcher Haushalt etwa 235 Euro pro Jahr für die Umlage zahlen.

Die seit 2000 existierende Umlage wird von den Energieversorgern über die Stromrechnung an die Kunden weitergereicht. Sie wurde einst eingeführt, um den Ausbau von Erneuerbaren wie Windkrafträdern und Solaranlagen zu beschleunigen, indem man Betreibern solcher Anlagen eine Art Prämie auszahlt.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sichert ihnen eine feste Vergütung für jede produzierte Kilowattstunde zu. Weil diese garantierte Vergütung häufig viel höher ist als der Marktwert des produzierten Stroms, entsteht jedes Jahr ein milliardenschwerer Fehlbetrag. Verbraucher und Industrie gleichen ihn über die EEG-Umlage aus. Je größer die Differenz zwischen Börsenpreis und der garantierten Vergütung ist, desto mehr müssen sie am Ende zahlen. Industrie und Schienenverkehr werden bei der Umlage teilweise entlastet, 2018 erhielten 2156 Unternehmen eine entsprechende Ermäßigung.

Für Verbraucher könnte der Strompreis auch durch andere Effekte eher steigen als fallen. So haben die Übertragungsnetzbetreiber bereits angekündigt, die Netzentgelte um 15 Prozent zu erhöhen. Deutschland hat im europäischen Vergleich die höchsten Strompreise, gemeinsam mit Dänemark. Gut die Hälfte der etwa 30 Cent pro Kilowattstunde (je nach Anbieter) entfallen dabei auf Steuern, Umlagen und andere Gebühren. Die EEG-Umlage ist dabei ein besonders großer Posten.

Von 2009 bis 2016 war die EEG-Umlage besonders stark gestiegen. Damals war der Strom an den Märkten zeitweise sehr billig. Daraus ergab sich eine größere Differenz, die über die Umlage ausgeglichen werden musste. In den vergangenen Jahren entspannte sich die Situation. Die Umlage konnte für 2018 und 2019 auch dadurch gesenkt werden, dass auf dem Verrechnungskonto der Netzbetreiber ein milliardenschwerer Überschuss angefallen war. Dieser ist inzwischen abgeschmolzen. Auch deshalb wird es jetzt wieder teurer.

Mittelfristig könnte die EEG-Umlage zumindest etwas ausfallen. Das ist zumindest das Ziel der Bundesregierung. Im Rahmen ihres Klimapakets hat sich die Koalition darauf verständigt, die Abgabe zu senken. Sie will damit die Stromkunden entlasten, die an anderer Stelle bald mehr zahlen dürften, etwa durch eine Besteuerung von CO₂. Die Bundesregierung rechnet durch die Absenkung der EEG-Umlage mit Kosten von etwa 2,5 Milliarden Euro.

Den Ausbau der Erneuerbaren will die Koalition weiter beschleunigen, wenn auch mit anderen Mitteln. Bis 2030 sollen weitere Offshore-Windparks entstehen. An Land sollen künftig bundesweit einheitliche Abstandsregeln gelten - mit Ausnahme Bayerns. So sollen Windräder von Wohnhäusern und kleinen Siedlungen 1000 Meter Abstand halten. Länder oder Kommunen können diesen Abstand verringern, aber nicht vergrößern. Die bayerische Regel, nach der der Abstand das Zehnfache der Höhe eines Windrads betragen soll, bleibt bestehen. Wegfallen soll zudem der sogenannte "Solardeckel", der eine Abschaffung der Solarförderung ab einer bestimmten installierten Menge vorsah. Diese wäre bald erreicht worden.

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