Süddeutsche Zeitung

Microsoft:Investoren wollen Bill Gates stürzen

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Steinreich, mächtig, angesehen: Bill Gates hat mit Microsoft die Computerwelt verändert. Doch in der Ära der Smartphones hat der Konzern den Anschluss verloren. Jetzt wollen einflussreiche Investoren den Gründer aus dem Unternehmen drängen - weil sie ihm den Neustart nicht zutrauen.

Von Jakob Schulz

Er gilt als eine der einflussreichsten Figuren in der Technologie-Szene: Bill Gates, Gründer des Software-Giganten Microsoft. Das von ihm erdachte Betriebssystem Windows läuft weltweit auf Hunderten Millionen Computern, zahllose Nutzer erstellen ihre Briefe, Tabellen und Präsentationen mit seiner Büro-Software Office. 2007 wurde er in einer Umfrage zum einflussreichsten Unternehmer der IT-Branche der vergangenen 25 Jahre gewählt.

1975 tüftelten Gates und sein Kollege Paul Allen an Software für die ersten Heimcomputer - und schufen die Grundlagen eines sensationellen Aufstiegs. Microsoft wurde dominierender Software-Konzern, Gründer Gates der reichste Mensch der Welt. Doch 38 Jahre nach den Anfängen steht Gates immer mehr in der Kritik. Microsoft hat seinen Nimbus als übermächtiger Software-Riese verloren. Bereits im August hatte Unternehmenschef Steve Ballmer seinen Rückzug angekündigt.

Jetzt könnten auch Gates' Tage in seinem Unternehmen gezählt sein. Drei bedeutende Microsoft-Anteilseigner versuchen einem Reuters-Bericht zufolge, den Verwaltungsrat zu beeinflussen, damit Bill Gates als Vorsitzender abgesetzt wird. Der 58-Jährige ist derzeit Chairman, zu Deutsch so viel wie "Vorsitzender des Verwaltungsrats". Die aufmüpfigen Investoren sollen laut dem Bericht zusammen mehr als fünf Prozent der Unternehmensanteile besitzen. Sie seien besorgt, dass Gates als Verwaltungsrats-Chef die notwendigen Umstrukturierungen behindern könnte.

Kampf gegen Google und Apple

Microsoft muss dringend Strategie und Geschäftsmodell überarbeiten. Denn anders als in den 1990ern, als Microsoft den Markt für Betriebssysteme und Anwendungen beherrschte, schlingert der Konzern gewaltig. Microsoft hat den Aufstieg der mobilen Endgeräte wie Tablets und Smartphones verpasst. Nicht nur in diesem neuen Geschäftsbereich kämpft die Firma gegen die mächtigen Rivalen Apple und Google. Die konzerneigene Suchmaschine Bing kann sich bei den Nutzern nicht gegen Googles dominierende Web-Suche durchsetzen. Das Smartphone-Betriebssystem Windows Phone 8 erreicht immerhin einen Marktanteil von unter vier Prozent. Doch auch hier ist die Konkurrenz von Apple mit dem iOS und Google mit der Android-Plattform übermächtig.

Dafür ist weniger Bill Gates als vielmehr sein Nachfolger als Microsoft-Chef, Steve Ballmer, verantwortlich. Der heute 57-jährige Ballmer übernahm den Posten im Jahr 2000, der Börsenwert lag damals bei etwa 400 Milliarden Dollar. 13 Jahre und zahllose gescheiterte Produkte später ist der Konzern an der Börse nur noch 290 Milliarden Dollar wert. Im August kündigte Ballmer seinen Rückzug an. Gates' öffentliches Schweigen über den Weggang verstanden viele Beobachter damals als Anzeichen, dass Ballmers Kündigung nicht ganz freiwillig war.

Nun schießen sich einige bedeutende Investoren offenbar auch auf Gates ein. Als Chef von Microsofts Leitungs- und Kontrollgremium verfügt Gates auch 13 Jahre nach seinem Rückzug als CEO noch über große Macht. Er entscheidet unter anderem mit darüber, wer Steve Ballmer als Microsoft-Chef beerben wird. Dem Reuters-Bericht zufolge fürchten die aufmüpfigen Investoren, dass der künftige CEO notwendige, substanzielle Veränderungen im Unternehmen nicht an Gates vorbei durchsetzen können wird.

Dabei hat Bill Gates in der Vergangenheit bewiesen, wie wenig er sich an das von ihm gegründete Unternehmen klammert. Besaß er 1986 noch 49 Prozent der Firma, sind seine Anteile mittlerweile auf nur noch 4,5 Prozent zusammengeschmolzen. Jahr für Jahr trennt er sich von weiteren 80 Millionen Anteilsscheinen. Setzt er seinen Kurs fort, wird er 2018 keine einzige Microsoft-Aktie mehr besitzen. Doch das ist den revoltierenden Anteilseignern offenbar nicht genug. Sie wollen, dass der Firmengründer schnellstmöglich abdankt.

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