Süddeutsche Zeitung

Lufthansa-Tarifkonflikt:"Man darf die Schraube nicht überziehen"

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Bei der Lufthansa haben erstmals informelle Gespräche über eine Lösung des Tarifkonflikts begonnen. Firmenchef Mayrhuber wandte sich zugleich an die Mitarbeiter.

Nach vier Tagen Streik und zahlreichen abgesagten Flügen kommt wieder Bewegung in den Tarifkonflikt zwischen der Lufthansa und den Beschäftigten. Zwischen den Tarifparteien finden nun erstmals informelle Gespräche über eine Lösung statt. Die Initiative soll dabei vom Unternehmen ausgegangen sein. "Lufthansa ist auf uns zugekommen, um informelle Gespräche aufzunehmen", sagte ein Verdi-Sprecher.

Auch am Donnerstag muss die Lufthansa immer mehr Flugverbindungen absagen - und auf einen Notfallplan zurückgreifen. Mehr als 100 Verbindungen wurden bereits gestrichen, davon knapp 30 Langstreckenflüge.

Post von Mayrhuber

Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber wandte sich in einem offenen Brief an die Mitarbeiter. Er hoffe, "dass der Dialog aufgegriffen und ein realistischer Kompromiss gefunden wird." "Mit der Brechstange sichert man sich keine Zukunft", schrieb Mayrhuber.

Ein andauernder Streik habe einen nachhaltigen Rückschlag-Effekt. "Jeder Techniker weiß, was passiert, wenn man die Schraube überzieht."

Zugleich betonte der Lufthansa-Chef, dass nur eine Minderheit der Beschäftigten sich am Streik beteilige. "Es ist in meinen Augen kein Streik der Lufthanseaten gegen Lufthansa, es ist ein Streik von ver.di mit gewissen Schwerpunkten im Unternehmen."

Die Gewerkschaft warf Mayrhuber in einer ersten Reaktion vor, die Belegschaft spalten zu wollen. Mayrhuber unterteile die Mitarbeiter in Gute nd Böse, sagte ein Sprecher. Ein Lufthansa-Sprecher sagte dagegen, Mayrhuber habe sich mit dem Brief an die gesamte Belegschaft gewandt.

Der Streik beim Catering sei "bitter, aber mit sehr hohem Aufwand können wir die Auswirkungen begrenzen", schrieb Mayrhuber. Der Frachtbereich kämpfe, komme aber noch einigermaßen über die Runden.

"Die Technik ist naturgemäß hochkritisch", erklärte Mayrhuber. Durch fehlende Wartung hatte Lufthansa bereits zahlreiche Flüge streichen müssen.

Der Flughafen Frankfurt ist auch am vierten Streiktag bei der Deutschen Lufthansa Schwerpunkt des Ausstandes. Insgesamt rechnet die größte deutsche Fluggesellschaft mit 128 Flugausfällen, 28 davon auf der Langstrecke, wie ein Konzernsprecher am Donnerstagmorgen mitteilte.

Mit dem Sonderflugplan will Lufthansa den Fluggästen auch mehr Planungssicherheit geben. Der Plan ist im Internet unter www.lufthansa.com abrufbar. Zudem gibt es Auskünfte unter der Telefonnummer 0800 - 850 60 70.

Passagiere umgebucht

Am Mittwoch waren insgesamt 82 Flüge ausgefallen, das entspricht rund vier Prozent des weltweiten Lufthansa-Angebots. Darunter waren 70 Kurzstreckenflüge und zwölf Langstreckenverbindungen. Die Passagiere wurden überwiegend auf andere Maschinen oder auch auf die Bahn umgebucht.

Die Gewerkschaft Verdi will den Streik fortsetzen, bis die Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot signalisiert. Sie fordert knapp zehn Prozent mehr Geld für rund 50.000 Beschäftigte und begründet dies unter anderem mit den Rekordgewinnen des Unternehmens im vergangenen Jahr.

Lufthansa hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent mehr Lohn bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung angeboten. Bisher beteiligten sich an den Streiks nach Verdi-Angaben täglich rund 5000 Mitarbeiter.

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