Süddeutsche Zeitung

Online-Supermärkte:Knuspern und geknuspert werden

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Lebensmittel-Lieferant Knuspr will mit der Übernahme der einstigen Tengelmann-Tochter Bringmeister schnell profitabel werden. Bei den Superschnell-Diensten sieht es dagegen düster aus.

Von Michael Kläsgen

Bei den Online-Supermärkten geht es gerade Schlag auf Schlag. Die einen verabschieden sich, die anderen breiten sich aus. Besonders krass ist die Entwicklung bei den superschnellen Lieferdiensten. Getir, der Ende 2022 erst Gorillas übernommen hatte, schließt viele Standorte und kündigt Mitarbeiter. Allerdings tut er sich mit Uber Eats europaweit zusammen.

Auch bei den nicht ganz so schnellen Online-Supermärkten läuft die Konsolidierung gerade im Eiltempo. Der norwegische Anbieter Oda gab in Deutschland nach kurzem Intermezzo wieder auf. Aldi Süd dagegen bietet als erster Discounter ein eigenes Online-Angebot an, wenn auch offiziell erstmal nur testweise und regional beschränkt. Interessanterweise, indem er das erfolgreiche Modell der Edeka-Beteiligung Picnic nachahmt.

Neben Picnic gibt es noch einen anderen Händler, der viele Kundinnen und Kunden überzeugt: Knuspr, der deutsche Ableger der tschechischen Rohlik-Gruppe. Und der übernimmt nun Bringmeister, die einstige Tochter von Tengelmann, dann Edeka und schließlich Rockaway-Capital. Und nicht nur das. "Wir wollen mit der Übernahme von Bringmeister noch schneller, nämlich schon bis Anfang kommenden Jahres in ganz Deutschland profitabel werden", sagt Tomáš Čupr, Gründer und Chef der Knuspr-Mutter Rohlik der Süddeutschen Zeitung. "In München werden wir es schon im Oktober sein, mit Abschluss des Deals." Knuspr wäre einer der ersten Online-Supermärkte hierzulande, der schwarze Zahlen schreibt.

Zur Profitabilität beigetragen hat die Automatisierung der Zentrallager etwa in Garching, nördlich von München. Von dort aus sollen alle Bringmeister-Kunden in der Region beliefert werden, die zu Knuspr wechseln wollen. Über Bringmeister kommt Knuspr nach Berlin, Essen und Hamburg sind geplant, Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet werden schon beliefert. "Wir machen etwa 100 Millionen Umsatz in Deutschland und werden das mit der Übernahme von Bringmeister voraussichtlich verdoppeln", sagt Čupr. Das Bundeskartellamt stimmte der Übernahme im August zu. Bis 2030 peilt Knuspr an, etwa 20 deutsche Städte zu beliefern.

In Berlin begegnen sich Knuspr und Picnic erstmals direkt. Čupr gibt sich versöhnlich. "Knuspr und Picnic sprechen unterschiedliche Zielgruppen an, so dass wir beide erfolgreich sein können, auch wenn wir im gleichen Gebiet tätig sind." Knuspr habe wegen der Geschwindigkeit und der regionalen Partner Vorteile beim Sortiment. Wenig zuversichtlich ist Čupr dagegen für den Superschnellanbieter Getir: "Getir wird sein Geschäft in Deutschland wohl bald verkaufen, die Verluste sind groß, im Markt macht das schon die Runde."

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