Süddeutsche Zeitung

IWF-Chefin:Lagarde sagt Teilnahme an Konferenz in Riad ab

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Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat ihre geplante Reise in den Nahen Osten verschoben. Das teilte ein IWF-Sprecher in Washington mit ohne nähere Gründe zu nennen. Teil der Reise war unter anderem die Investoren-Konferenz "Future Investment Initiative" in Saudi-Arabien. Dort war laut Konferenz-Programm auch eine Rede der IWF-Chefin geplant.

Noch in der vergangenen Woche hatte sich Lagarde beim IWF-Jahrestreffen auf Bali kritisch zum Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul geäußert. Der Fall schockiere sie, so die IWF-Chefin. Sie hatte jedoch angekündigt, trotz erheblicher Vorwürfe gegen die politische Führung des Königreichs Saudi-Arabien an der Reise nach Riad festzuhalten. "Der IWF verfolgt die Entwicklung im Fall des verschwundenen Journalisten sehr genau und wird nach der derzeit stattfindenden Jahrestagung auf Bali entscheiden, ob Frau Lagarde wie geplant die Rede halten wird", hatte gleichzeitig ein Sprecher angekündigt.

Manager von Ford, Mastercard und Google haben bereits abgesagt

Mittlerweile hat eine beachtliche Anzahl an Konzernchefs und Medienpartnern ihre Teilnahme an der Veranstaltung, die am 23. Oktober beginnt und als "Davos in der Wüste" vermarketet wird, im Zusammenhang mit dem Fall Khashoggi abgesagt. Darunter sind etwa führende Manager von Ford, Uber, Mastercard, Google, JP Morgan und der US-Investmentfirmen Blackrock und Blackstone. Zuvor hatten die Financial Times und New York Times erklärt, sich als Medienpartner zurückzuziehen. Der US-Unternehmer Richard Branson kündigte an, sein Konzern Virgin Group werde Verhandlungen mit dem saudi-arabischen Staatsfonds über eine Milliarden-Beteiligung stoppen.

Einer der deutschen Partner der Konferenz in Riad ist Siemens. Konzernchef Joe sagte am Dienstag bei einer Veranstaltung in Toronto, er habe sich noch nicht abschließend entschieden, tendiere aber dazu, zu der Veranstaltung zu fahren. Das berichtete zuerst das Magazin Fortune. Er begründete seine Entscheidung mit der Aussage, dass man mit den Menschen reden müsse, um etwas zu verändern. Das Verschwinden Khashoggis sei ein "sehr ernstes Thema, bei dem man eigentlich nicht gewinnen kann", so Kaeser. "Wenn wir die Kommunikation mit Ländern meiden, in denen Menschen vermisst werden, kann ich einfach zu Hause bleiben, weil ich mit niemandem mehr reden kann."

Die Münchner Unternehmensberatung Roland Berger, ein weiteres Partnerunternehmen, teilte mit: "Bezüglich unserer Teilnahme an der Investitionskonferenz beobachten wir die Situation und haben derzeit noch keine abschließende Entscheidung getroffen."

Der prominente Journalist und Regierungskritiker Jamal Khashoggi wird seit einem Besuch des saudischen Konsulats in Istanbul vermisst, nachdem er zuvor den Kronprinzen Mohammed bin Salman kritisiert hatte. Die türkische Regierung soll einem Bericht der Washington Post zufolge Audio- und Videoaufnahmen besitzen, die den mutmaßlichen Mord an dem Journalisten im Istanbuler Konsulat seines Heimatlandes beweisen sollen.

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