Süddeutsche Zeitung

Schuldenkrise:Jetzt muss neues Geld an Griechenland fließen

Kommentar von Alexander Mühlauer

Alexis Tsipras hat seinen Teil der Abmachung erfüllt. Der griechische Premier hat alles dafür getan, dass sein Land die nächsten Milliarden aus dem Kreditprogramm bekommen kann. Tsipras hat Steuern erhöht, Ausgaben gekürzt. Und er hat, sollten alle Reformen und Sparpakete nicht reichen, sogar eine automatische Schuldenbremse beschlossen. Nun müssen die Euro-Finanzminister das Geld freigeben - alles andere wäre politisch höchst fahrlässig. Denn angesichts eines drohenden Brexit kann sich Europa keine Grexit-Debatte leisten.

Das Problem der Kreditgeber ist nun (vorerst) nicht mehr Athen, sondern Washington: Dort hat der Internationale Währungsfonds seinen Sitz. Der IWF hat sich bislang nicht am laufenden Kreditprogramm beteiligt. Dass der Fonds mitmacht, ist jedoch für Deutschland (und noch einige andere europäische Staaten) eine unabdingbare Voraussetzung, eine Bedingung, die nicht verhandelbar ist. So hat es Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble unmissverständlich formuliert. Doch der IWF stellt für eine Teilnahme seinerseits eine Bedingung: Die Schulden Griechenlands müssen tragfähig sein. Das sind sie aber zurzeit nicht.

Die Europäer müssen sich also entscheiden. Wollen sie den IWF an Bord haben, müssen sie den Preis, den der Währungsfonds dafür fordert, akzeptieren. Das heißt: Sie werden nicht um Schuldenerleichterungen herumkommen.

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Quelle:
SZ vom 24.05.2016
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