Süddeutsche Zeitung

General Electric:Der HSV der US-Wirtschaft

Lesezeit: 1 min

Von Vivien Timmler

General Electric (GE) war einmal der wertvollste Konzern der Welt. Doch seit einigen Jahren steckt der US-Industriekonzern in einer schweren Krise. Nun folgt der vorläufige Tiefpunkt: Nach mehr als einem Jahrhundert wird General Electric aus dem US-Leitindex Dow Jones ausgeschlossen. Das Unternehmen soll am 26. Juni von der Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance ersetzt werden. Diese könne "bedeutsamer" zum Index beitragen, teilt die Betreiberfirma S&P Dow Jones Indices mit.

Mit GE scheidet das letzte verbliebene Gründungsmitglied aus dem Dow Jones Industrial aus. Der Konzern ist somit das Pendant zum Hamburger SV, der in der vergangenen Saison als letztes Gründungsmitglied der Bundesliga erstmals abgestiegen ist. Der Index der 30 größten US-Unternehmen war im Jahr 1896 erstmals errechnet worden. GE war damals bereits Teil davon, jedoch nicht offiziell gelistet. Seit 1907 gehört der Konzern dem Dow Jones ununterbrochen an. Von 1993 an war GE für mehrere Jahre - mit kurzen Unterbrechungen - sogar das wertvollste börsennotierte Unternehmen der USA. Inzwischen haben die neuen Digitalriesen wie Google, Apple und Amazon den Konzern überholt.

Der Dino der US-Wirtschaft steckt in der Krise

Für General Electric, dessen Wurzeln auf den Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison zurückgehen, ist der Abstieg aus dem Dow Jones ein herber Rückschlag. Die Entscheidung hat zwar eher symbolische Wirkung - der S&P 500 gilt als der aussagekräftigere US-Index - doch sie passt ins Gesamtbild des Konzerns: Über die Jahre wurde GE immer größer, immer unübersichtlicher und schwerfälliger - und hat damit nun zu kämpfen. Viele Geschäftsbereiche sind längst nicht mehr profitabel, es fehlt an vielen Stellen das Geld, weltweit muss das Unternehmen Tausende Jobs abbauen.

Zwischenzeitlich wurde sogar über eine Zerschlagung der Firma diskutiert. Vorstandschef John Flannery konnte dies jedoch vorerst abwenden, indem er ein gewaltiges Kostensenkungsprogramm einleitete und ankündigte, der Konzern werde sich fortan auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Dazu gehört vor allem der Bau von Flugzeugturbinen und Kraftwerken sowie die Medizintechnik. Ausgeschlossen ist eine Aufspaltung des Konzerns jedoch noch nicht, immer wieder wird darüber spekuliert.

Die großen Probleme von GE spiegeln sich auch an den Finanzmärkten wider: Allein im vergangenen Jahr hat der Konzern 40 Prozent seines Börsenwerts verloren. So schlecht schnitt kein anderer Wert im Dow Jones ab. Auch im bisherigen Jahresverlauf ist der GE-Aktienkurs um 26 Prozent gefallen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4023624
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/vit
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.