Süddeutsche Zeitung

Escada: Sohn des Gründers bietet mit:Münchner Familien-Bande

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Interessenten für Escada gibt es viele - doch einer trägt einen besonders prominenten Namen. Es ist der Sohn des Firmengründers Wolfgang Ley.

Caspar Busse

In der Escada-Zentrale im Osten Münchens laufen die Verhandlungen auf Hochtouren. Escada-Chef Bruno Sälzer und seine Leute präsentieren derzeit den Kaufinteressenten die Geschäftszahlen und die Strategie, wie Escada zu altem Glanz zurückkehren kann. Die Zeit drängt: Denn Insolvenzverwalter Christian Gerloff will den insolventen Modekonzern so schnell wie möglich weiterverkaufen. Anfang November wird voraussichtlich das Insolvenzverfahren eröffnet, dann soll auch über den Zuschlag entschieden werden.

Mehr als zehn Interessenten hatten in den vergangenen Wochen unverbindliche Angebote abgegeben. Seit Anfang dieser Woche wird mit potentiellen Käufern konkret verhandelt. Es sollen noch fünf oder mehr Offerten im Rennen sein. Darunter ist nach Informationen der Süddeutschen Zeitung auch ein bei Escada gut bekannter Name: Sven Ley und seine Frau Zoe Appleyard-Ley.

Der 34-Jährige ist der Sohn der Escada-Firmengründer Margaretha und Wolfgang Ley. Er hatte vor fünf Jahren in Salzburg die Investmentbankerin Zoe Appleyard geheiratet, die früher für Rothschild gearbeitet hat. Offen ist derzeit, wer als Finanzier hinter dem Paar, das in London lebt, steht. Das Angebot sei aber durchgerechnet, heißt es. Dem Vernehmen nach hat der Vater Wolfgang nichts mit der Offerte zu tun.

Liebling der Klatschpresse

Ob Sven Ley, der in Genf und Wien Wirtschaft studiert hat und öfters in der Klatschpresse auftaucht, am Ende auch den Zuschlag erhält, ist völlig offen. Daneben soll unter anderem ein potenter Investor aus Asien Interesse haben. Dem Münchner Rechtsanwalt Nickolaus Becker, der vor Wochen sein Interesse öffentlich gemacht hat, werden dagegen so gut wie keine Chancen eingeräumt. Escada teilte dazu nur mit: "Die Investorensuche läuft plangemäß, und wir sind mit dem Verlauf zufrieden. Spekulationen zu Details kommentieren wir nicht."

Es geht um viel Geld. Ein Käufer soll nicht nur einen erheblichen Kaufpreis zahlen, mit dem Insolvenzverwalter Gerloff die Ansprüche der Escada-Gläubiger teilweise befriedigen will. Er muss auch weitere Investitionen tragen. So muss noch in diesem Jahr die neue Kollektion für das kommende Jahr finanziert werden. "Ein Investor muss Escada auf solide Füße stellen", heißt es aus Verhandlungskreisen.

Häufige Wechsel im Management

Sven Ley würde bei dem Konzern, der einmal der weltweit größte Anbieter von Luxusdamenmode war, eine Familientradition weiterführen. 1978 hatten seine Eltern Wolfgang und Margaretha Ley das Unternehmen gegründet und es nach einem Rennpferd benannt. Die Schwedin Margaretha, die zuvor als Mannequin gearbeitet hatte, hatte mit ihren Kollektionen international Erfolg.

1986 brachten die beiden die Firma an die Börse. Wolfgang Ley bezeichnete das später als Fehler. Mit dem Kapital erschloss sich Escada neue Geschäftsfelder, beispielsweise die Kosmetik. Anfang der 90er Jahre geriet die Firma in Schwierigkeiten, 1992 starb Margaretha Ley an Krebs. Anfang 2006 schließlich schied Wolfgang Ley aus dem Escada-Vorstand, er wagte in diesem Jahr mit einer eigenen Kollektion den Neustart und scheiterte damit.

In den letzten Jahren gab es mehrere Wechsel im Management und im Gesellschafterkreis. Im vergangenen Jahr stiegen die Tchibo-Erben Wolfgang und Michael Herz ein und engagierten den ehemaligen Chef des Modekonzerns Hugo Boss, Bruno Sälzer. Doch sein finanzielles Sanierungskonzept scheiterte. Anfang August schließlich musste Escada mit derzeit noch 2200 Mitarbeitern Insolvenzantrag stellen.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2009
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