Süddeutsche Zeitung

Elektromobilität:Warum BMW seine Ingenieure an die Chinesen verliert

Lesezeit: 1 min

Von Thomas Fromm

Im Februar ging es los, da wechselte der BMW-Elektroauto-Entwickler Carsten Breitfeld nach 20 Jahren bei BMW zu einem neuen Arbeitgeber nach China. Der Entwickler des halbelektrischen Sportwagens i8 war gerade weg, da machten sich schon die nächsten drei Kollegen aus der BMW-Elektroauto-Sparte "i" auf den Weg: der Ingenieur Dirk Abendroth, Designchef Benoit Jacob und der Leiter des Produktmanagements Hendrik Wenders. Sie alle folgten Breitfeld zu einem Unternehmen, das bislang kaum einer kennt: dem chinesischen Start-up Future Mobility, einem Gemeinschaftsunternehmen, an dem unter anderem der chinesische Internetkonzern Tencent und der taiwanesische iPhone-Produzent Foxconn beteiligt sind.

Der Traditionskonzern BMW verliert ein Kernentwickler-Team an eine chinesische Firma, die in der Branche noch keinen Namen hat und deren Zukunft entsprechend ungewiss ist. Was hat das nun zu bedeuten?

Einkaufen statt abschauen

Jahrelang waren die chinesischen Autohersteller damit beschäftigt, sich Produktionsmethoden und Technologien bei den Partnern aus dem Westen abzuschauen. Ihr Ziel, im Laufe der Jahre eine eigene schlagkräftige Autoindustrie aufzubauen, die es international mit allen aufnehmen kann, haben sie aber nie erreicht.

Jetzt versuchen sie es anders: Expertise aus dem Westen wird nicht unbedingt kopiert, sondern einfach: eingekauft. Dass die Unternehmen gleich mit zukunftsträchtigen Elektroautos in die Planung gehen, ist vermutlich der schlaueste Weg: Warum alte Technologien wie den Verbrennungsmotor fördern, wenn hier eh heute die Alteingesessenen die Nase vorn haben und diese Technologien in einigen Jahren ausgedient haben werden?

Ein Verlust, den BMW nicht zugeben will

Hier kommen nun heimische Internet- und Technologiekonzerne ins Spiel: Sie wollen vermeiden, dass große amerikanische Spieler wie der kalifornische Elektroauto-Hersteller Tesla oder IT-Konzerne wie Apple oder Google irgendwann die Szene beherrschen. Also schicken sie ihre eigenen Firmen-Kreationen ins Rennen, mit Expertise aus Europa ausgestattet.

Für BMW ist dies ein herber Verlust; mit seinen i-Modellen i3 und i8 fahren die Bayern derzeit noch in der Nische. Für den Ausbau der Elektromobilität bräuchte man in den kommenden Jahren eigentlich jeden fähigen Mitarbeiter. Ein BMW-Sprecher sagte dazu: "Unsere Personalpolitik ist für solche Fälle gewappnet."

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Quelle:
SZ vom 21.04.2016
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