Süddeutsche Zeitung

Börse:Daimler soll die Dividende stoppen

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"Moralisch verwerflich": Die geplante deutliche Erhöhung der Ausschüttung mitten in der Corona-Krise sorgt im Vorfeld der Hauptversammlung für harsche Kritik.

Von Caspar Busse, München

Die Kritik am Autobauer Daimler wird lauter. Die "Bürgerbewegung Finanzwende", die 2018 vom ehemaligen Grünen-Politiker Gerhard Schick gegründet wurde, fordert nun vom Stuttgarter Konzern einen Verzicht auf die deutliche Anhebung der Dividende für 2020. "Stoppen Sie die geplante Ausschüttung", heißt es in einem offenen Brief an Daimler-Chef Ola Källenius, das Vorgehen sei "moralisch verwerflich". Und weiter: "Wenn Sie Ihre Pläne umsetzen, werden die deutschen Steuerzahlerinnen in diesen Krisenzeiten dazu beitragen, dass die Investoren eine um 50 Prozent höhere Gewinnausschüttung erhalten als im Vorjahr." Am 31. März sollen die Daimler-Aktionäre auf der virtuellen Hauptversammlung über die Dividende entscheiden.

Daimler hatte Mitte Februar über eine überraschend gute Geschäftsentwicklung im Corona-Jahr 2020 berichtet, das Konzernergebnis stieg um fast 50 Prozent auf vier Milliarden Euro. Die Ausschüttung soll deshalb von 90 Cent auf 1,35 Euro je Aktie angehoben werden. Die Ausschüttungssumme würde von einer auf 1,4 Milliarden Euro steigen. 2020 hatte Daimler auch den Abbau einiger tausend Arbeitsplätze angekündigt, zudem mussten die Mitarbeiter teilweise Lohneinbußen hinnehmen. Der Dividendenvorschlag berücksichtige "eine sorgfältige und umsichtige Abwägung" der Interessen aller Beteiligter, teilte Daimler mit.

Daimler sei "nicht selbstständig" durch diese Krise gekommen, kritisiert dagegen die Nichtregierungsorganisation aus Berlin, die sich unter anderem für Umwelt- und Verbraucherschutz in der Finanzwirtschaft und gegen Wirtschaftskriminalität und Lobbyismus einsetzt. So habe der Autobauer von staatlichen Zuschüssen zur Kurzarbeit, von der Lkw-Kaufprämie sowie der kurzfristig erhöhten Förderung für E-Autos profitiert. Im April 2020 hatte Daimler mit anderen Autobauern noch eine staatlich finanzierte Kaufprämie für Autos gefordert, die dann aber nicht gekommen ist.

Eine hohe Dividendenauszahlung sei "inakzeptabel" und verhöhne "die Bereitschaft zur Solidarität, ohne die eine Gesellschaft eine Krise nicht gemeinsam bewältigen kann", heißt es in dem Brief. Die Aktionäre würden damit von der Corona-Krise weitgehend verschont bleiben. Zudem fließe die Dividende auch an ausländische Investoren. An Daimler sind derzeit unter anderem der Staatsfonds von Kuwait sowie zwei chinesische Investoren beteiligt, die Aktie war zuletzt deutlich gestiegen und liegt so hoch wie seit Drei Jahren nicht mehr.

Auch die CDU-Politikerin Susanne Eisenmann aus Baden-Württemberg kritisierte bereits die hohe Dividende und mahnte eine "gewisse Sensibilität" an. Die Linke findet das Vorgehen ebenfalls nicht in Ordnung. BMW hatte nach einem Gewinneinbruch eine Dividendensenkung angekündigt, von 2,50 auf 1,90 Euro je Stammaktie sinken. Volkswagen will die Dividende für 2020 stabil halten.

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