Süddeutsche Zeitung

Automobilkonzerne:Mercedes und BMW wollen durch Zusammenarbeit Kosten sparen

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Von Peter Fahrenholz, München

Zwischen BMW und Mercedes bahnt sich eine weitreichende Zusammenarbeit an, die deutlich über bisherige Kooperationsprojekte hinausgeht. Nach Informationen der ddeutschen Zeitung laufen bereits seit Monaten vertrauliche Gespräche über die Entwicklung gemeinsamer Plattformen für künftige Automodelle der beiden Marken. Auf diese Weise könnten die Unternehmen jeweils Kosten in Milliardenhöhe einsparen. Ausgerechnet die beiden schärfsten Rivalen im Premium-Segment würden damit bei der Grundkonzeption ihrer Fahrzeuge gemeinsame Sache machen. Auf Anfrage wollten sich weder BMW noch Mercedes zu dem Vorgang äußern.

Das jüngste Treffen fand dem Vernehmen nach erst vor wenigen Tagen statt. Die Gespräche laufen auf hoher Ebene, auch die beiden Entwicklungsvorstände Ola Källenius (Mercedes) und Klaus Fröhlich (BMW) sollen schon bei gemeinsamen Sitzungen dabei gewesen sein. Vor allem Källenius gilt als treibende Kraft hinter den Bemühungen um eine grundlegende Kooperation zwischen beiden Herstellern. Källenius soll im Mai Nachfolger von Dieter Zetsche als Daimler-Chef werden und hat von daher ein vitales Interesse daran, durch Einsparungen Freiraum für künftige Investitionen zu gewinnen. Die Kostenstruktur bei Mercedes soll deutlich ungünstiger sein als beim Konkurrenten BMW.

Bisher verfolgen beide Hersteller unterschiedliche Strategien, um auf sich auf den Wechsel hin zur Elektromobilität vorzubereiten, von dem keiner weiß, wie schnell und wie umfassend er kommen wird. BMW setzt auf eine Konvergenzarchitektur, die es erlauben soll, die jeweiligen Modelle als Verbrenner, Plug-in-Hybrid oder reines Elektroauto zu bauen. Mercedes hat seine Elektro-Baukästen gesplittet, einen für die E-Ableger bereits bestehender Modelle, einen für neue E-Modelle der Oberklasse. Sollte die Nachfrage nach Elektroautos stark steigen, könnten beide Unternehmen mit ihrer jetzigen Strategie Probleme bekommen.

Ökonomisch würden gemeinsame Neuentwicklungen mit dem Schwerpunkt auf E-Autos deshalb Sinn ergeben. Anvisiert wird angeblich ein Einsparpotenzial von jeweils mehr als sieben Milliarden Euro, für die großen Baureihen könnte es sogar noch höher sein. Die Widerstände in beiden Häusern sind allerdings erheblich, die Puristen fürchten, dass damit der eigene Markenkern verwässert werden könnte. Deshalb müsste ein Teil des Einsparvolumens in eine möglichst starke Differenzierung investiert werden, damit sich die Fahrzeuge beider Marken am Ende nicht nur vom Aussehen her unterscheiden, sondern auch in technischen Details.

Ob es auf breiter Front zu gemeinsamen Entwicklungen kommt, zunächst nur Pilotprojekte in Angriff genommen werden oder die Pläne am Ende ganz scheitern, ist derzeit noch völlig offen. Deutlich schneller soll es mit der angestrebten Kooperation beim autonomen Fahren vorangehen. Hier sollen die Gespräche nach SZ-Informationen bis Ende Juni abgeschlossen sein.

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Quelle:
SZ vom 15.03.2019
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