Süddeutsche Zeitung

Covid-19:Die Zulassung des Curevac-Impfstoffs verzögert sich

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Der Hersteller aus Tübingen braucht noch mehr Daten, um die Wirksamkeit seines Vakzins zu belegen.

Von Elisabeth Dostert

Die Zulassung des Impfstoffs von Curevac verzögert sich offenbar leicht. Ursprünglich hatte sie das Tübinger Unternehmen für Juni erwartet, wenn die nötigen Studiendaten vorlägen. Das ist aber immer noch nicht der Fall. Bislang habe die klinische Studie der entscheidenden Phase 2b/3 noch nicht genügend Daten geliefert, um die Wirksamkeit des Impfstoffs statistisch signifikant zu belegen, sagte eine Unternehmenssprecherin der Süddeutschen Zeitung: "Innerhalb der Studie warten wir noch auf eine höhere Anzahl von Covid-19-Infektionen." Sie rechne allerdings zeitnah mit den Studienergebnissen. Sobald alle Daten vorlägen, werde Curevac "voraussichtlich ein bis zwei Wochen benötigen", um den Zulassungsantrag für die europäische Arzneimittelbehörde EMA zu finalisieren. Das sei ein normaler Prozess, so die Sprecherin.

Der Impfstoff von Curevac nutzt wie die der Konkurrenten Biontech und Moderna mRNA, eine neue Technologie. Sie liefert den Bauplan für das Spike-Protein und provoziert eine Immunreaktion des Körpers, sodass die Abwehr für eine etwaige echte Infektion mit Sars-CoV-2 vorbereitet ist. Die Vakzine von Biontech und Moderna sind in vielen Ländern, auch den USA und der EU, seit Monaten zugelassen.

Für die Studie von Curevac wurden weltweit rund 40 000 Probanden rekrutiert, die Hälfte davon bekommt ein Placebo, also ein Scheinmedikament, das keinen Wirkstoff enthält. Um die Wirksamkeit zu beurteilen, wird dann die Zahl der an Covid-19 erkrankten Menschen in beiden Gruppen verglichen. Die Studie wird von einem unabhängigen Dienstleister durchgeführt. "Wir haben derzeit keinen Einblick in die Daten", so die Sprecherin.

Die Studie sei aus mehreren Gründen "komplexer" geworden. Die Pandemie verlaufe je nach Land sehr unterschiedlich, weil auch die Lockdown- und Impfstoffstrategien unterschiedlich gehandhabt würden. "In Ländern, in denen die Impfungen weit fortgeschritten sind, sinkt das Risiko einer Covid-Erkrankung auch für die Probanden", so die Sprecherin. Und es gebe mehr Virusvarianten. Die Studie von Curevac sei derzeit die einzige Wirksamkeitsstudie mit so vielen Teilnehmern in dieser von Varianten geprägten Situation, "deshalb wird die Studie auch wichtige Erkenntnisse liefern über die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Varianten".

Warten auf die wirtschaftliche Wende

Seine Liefervereinbarungen mit der EU werde Curevac "in jedem Fall" erfüllen, so die Sprecherin. Fest vereinbart ist die Lieferung von 225 Millionen Dosen in den Jahren 2021 und 2022. Die EU hat darüber hinaus eine Option auf weitere 180 Millionen Dosen.

Während Biontech und Moderna wegen der Impfstoffe mittlerweile hohe Gewinne schreiben, muss Curevac weiter auf die wirtschaftliche Wende warten. Wie aus dem am Mittwoch vorgelegten Finanzbericht hervorgeht, setzte das Unternehmen im ersten Quartal zehn Millionen Euro um nach 3,1 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Verlust vor Steuern sprang von knapp 24 auf 112,2 Millionen Euro. Das Unternehmen schreibt die höheren Verluste unter anderem den Kosten der klinischen Studie für CVnCoV und dem Aufbau der Produktion zu. Diese seien teilweise durch Förderungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung kompensiert worden. Curevac erhält nach früheren Angaben bis zu 252 Millionen Euro.

Mit dem britischen Pharmakonzern Glaxo Smith Kline arbeitet Curevac bereits an einer zweiten Generation von Corona-Impfstoffen. Erste präklinische Daten zeigten bereits "großes Potenzial bei noch geringeren Dosismengen" des Impfstoffkandidaten CV2CoV, sagte Vorstandschef Franz-Werner Haas laut Mitteilung. Mit dem Impfstoff sollen unterschiedliche Virusvarianten bekämpft werden. Der Start der klinischen Studie sei für das dritte Quartal geplant.

Für den ersten Kandidaten hatte Curevac Anfang 2021 den Agrochemie- und Pharmakonzern Bayer gewonnen. Zum Netzwerk für die Produktion zählen auch Wacker-Chemie, Rentschler, Fareva, Novartis und seit Jüngstem auch Fresenius, der Konzern will Lösungen zum Verdünnen für mehr als 100 Millionen Dosen liefern.

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