Süddeutsche Zeitung

Fußball:Gehaltsschock für Bundesliga-Spieler

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Der Chef der Deutschen Fußball Liga sieht viele Veränderungen durch die Corona-Krise. Die Spielergehälter dürften um 20 Prozent sinken.

Von Caspar Busse

Natürlich wird er an diesem Freitagabend die Partie Bayern München gegen Schalke 04 ansehen, die die 58. Bundesligasaison eröffnet. Christian Seifert, 51, selbst Fan von Borussia Mönchengladbach, ist seit 15 Jahren Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), der Vereinigung der insgesamt 36 Profivereine der ersten und zweiten Bundesliga. Die neue Saison werde "die anspruchsvollste und schwierigste Spielzeit in der Geschichte des professionellen Fußballs in Deutschland". Schon das vergangene halbe Jahr seit dem Corona-Ausbruch war absolutes Neuland. "Die Situation war komplex, ich bin an meine Grenzen gekommen", sagte Seifert beim Club Wirtschaftspresse München. Von Mitte März an ruhte die Bundesliga für viele Wochen, dann startete sie wieder mit einem strengen Hygienekonzept - und wurde Vorbild für viele andere Ligen und Sportarten weltweit.

Seifert gewinnt der Lage aber auch Positives ab. Die Corona-Krise sei in wirtschaftlicher Hinsicht ein "heilsamer Schock", sagte er: "Die Erkenntnis, dass Wachstum nicht automatisch kommt, ist nun bei vielen Klubs angekommen." Das Geld komme eben nicht mehr "einfach aus der Steckdose". In den vergangenen Jahrzehnten ist der Umsatz der Bundesliga von Jahr zu Jahr gestiegen. In der Saison 2018/19 setzten die 18 Vereine der ersten Bundesliga zusammen rund vier Milliarden Euro um, die zweite Liga kam auf 780 Millionen Euro. Durch Corona wird sowohl in der abgelaufenen wie erst recht in der neuen Saison ein Rückgang erwartet.

Seifert stellte die Vereine bereits auf sinkenden Einnahmen aus der Fernsehvermarktung ein. Für die nun beginnenden Saison 2020/21 sei mit 100 bis 150 Millionen Euro weniger zu rechnen, vor allem weil es bei der internationalen Vermarktung "sehr finster" aussehe. Auch die Werbeeinnahmen für die Vereine könnten sinken. Fernsehrechte und Sponsorengelder machen derzeit 60 Prozent der Einnahmen aus. 13 Prozent entfallen auf Ticketeinnahmen, neun Spieltage der letzten Saison waren bereits ohne Zuschauen, jetzt sind wieder welche erlaubt, doch auch hier ist mit Rückgängen zu rechnen. Zudem werden die Transfererlöse geringer.

Seifert geht davon aus, dass die Spielergehälter nun deutlich sinken werden, er rechnet mit etwa 20 Prozent. Die Erstliga-Vereine gaben zuletzt etwa 1,5 Milliarden Euro für die Gehälter aus. "Dass momentan sehr viele Spieler ihre Karriere beenden in einem Alter, in dem sie normal noch ein bis zwei Jahre hätten spielen können, liegt auch daran, dass es keine Nachfrage gibt", sagte Seifert. Und: "Zur Zeit sind sehr viele Spieler in der Bundesliga froh, dass sie einen Arbeitgeber haben." Die Krise habe vielen Vereinen zudem gezeigt, dass sie ihre Finanz- und Liquiditätsplanung professionalisieren müssen. Insolvenzen seien aber nicht zu erwarten.

Der DFL-Chef sprach sich gegen eine Umverteilung der nationalen TV-Einnahmen aus, die Gespräche in der DFL darüber fangen jetzt an. Die Gelder aus der Champions League würden den Wettbewerb in den Ligen und in ganz Europa verzerren. Dies könne kein nationaler Verteilerschlüssel jemals ausgleichen. Der FC Bayern ist acht Mal in Folge Meister geworden. Man müsse die Verfolger wirtschaftlich stärken, wenn die Meisterschaft wieder spannend werden soll. Um die Attraktivität der Liga macht sich Seifert aber keine Sorgen: "In der Bundesliga ist jeder Wettbewerb intakt, außer der um die Meisterschaft."

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