Bankengewinne:Geldverleihen lohnt sich wieder
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Das Ende der Negativzinsen beschert den europäischen Banken hohe Gewinne. Zu einer lukrativen Einnahmequelle haben sie hingegen keinen Zugang mehr.
Das Kerngeschäft der Banken ist zurück: Mit dem Ende der Negativzinsen im Euroraum lohnt sich auch Geldverleihen wieder. Die fünf größten Banken der EU, die bisher Quartalszahlen vorgelegt haben, konnten ihre Nettozinserträge im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,74 Milliarden Euro steigern, was einem Anstieg von 17 Prozent entspricht. Ihre Gewinne übertrafen durchweg die Prognosen der Analysten, auch wenn Kreditvorsorgen und Kosten ebenfalls stiegen. Besonders stark war die größte französische Bank BNP Paribas , die den höchsten Quartalsgewinn ihrer Geschichte erzielte. Die Mailänder Mutter der Hypovereinsbank, Unicredit, meldete den höchsten Nettogewinn seit fast fünf Jahren.
Ein großer Teil des Erfolgs ist der Europäischen Zentralbank zu verdanken, die am 21. Juli angesichts der steigenden Inflation die seit acht Jahren geltenden Negativzinsen beendete und ihre Einlagefazilität auf Null anhob. Die Kreditinstitute hatten den Schritt bereits vorweggenommen und in den letzten Monaten höhere Kreditzinsen verlangt. Ein Jahrzehnt lang hatten sie mit sinkenden Einnahmen aus der Kreditvergabe zu kämpfen, weil die Zinssätze auf historischen Tiefstständen lagen. Die EZB hatte Mitte 2014 ihren Einlagensatz - die Zinsen, die sie den Banken auf die Einlagen bei der Zentralbank zahlt - in den negativen Bereich gesenkt. Damit wollte sie die Geldhäuser dazu bringen, mehr günstige Kredite an Unternehmen und Verbraucher zu vergeben. Dieser Schritt stützte die Wirtschaft und verbilligte die Finanzierung. Aber er stellte auch das Bankwesen auf den Kopf, da sich viele Institute dazu veranlasst sahen, auch von ihren Kunden Gebühren für Einlagen zu verlangen.
Nun treibt die Inflation die Kosten der Banken in die Höhe, und sie müssen mehr Geld für mögliche Kreditausfälle beiseitelegen, da sich die makroökonomischen Aussichten verschlechtern. Doch diese Effekte zeigen sich bislang noch nicht allzu stark. Insgesamt meldeten die fünf größten Banken 50 Prozent mehr Quartalsgewinn. Diese Woche folgen noch die Commerzbank und die Pariser Société Générale. Die weiteren Aussichten sind freilich eher verhalten. Die Deutsche Bank etwa warnte vor schwerwiegenden Folgen, sollte Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland einstellen. Vorstandschef Christian Sewing prognostizierte auf der Bilanzpressekonferenz, dass ein solches Szenario die Risikokosten in diesem und im nächsten Jahr um etwa eine Milliarde Euro in die Höhe treiben würde.
Für die Banken bedeutet die Zinswende natürlich auch das Ende der "Verwahrentgelte" genannten Negativzinsen auf Kundenkonten. Zudem werden sie wohl keinen Zugang mehr zu den subventionierten EZB-Krediten haben, den sogenannten gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTROs), die in den letzten Jahren eine wichtige Einnahmequelle darstellten.