Süddeutsche Zeitung

Geldinstitut:Mit Bad Banks kennt die Deutsche Bank sich aus

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Von Meike Schreiber, Frankfurt

Es ist bereits einige Wochen her, dass Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing mal wieder "harte Einschnitte" angekündigt hat. Die Fusion mit der Commerzbank war gerade geplatzt, da versprach er den Aktionären auf der Hauptversammlung im Mai große Umwälzungen: Die Bank werde sich nun auf die profitablen und wachsenden Bereiche ausrichten - und zwar "diszipliniert und kompromisslos".

Was genau man vorhabe, sagte er nicht. Passiert ist bislang wenig, abgesehen davon, dass der Aktienkurs immer weiter nachgab. Bis Ende Juli will die Bankführung den Aktionären nun endlich Details liefern, wie es weitergehen soll. Weil sich viele Anleger aber vermutlich schon deutlich früher ein paar Eckdaten wünschen und - ablesbar am Aktienkurs - immer weiter Vertrauen in die Bank verlieren, fühlte man sich offenbar bemüßigt, ein paar Punkte der neuen Strategie nach außen dringen zu lassen.

Über die Financial Times ließ die Bank durchsickern, dass zur neuen Ausrichtung des Instituts auch wieder eine interne Bad Bank gehören soll. In dieser Abbau-Einheit könnten Wertpapiere und Finanzanlagen im Volumen von bis zu 50 Milliarden Euro abgebaut werden, wenn das Investmentbanking weiter zurückgeschnitten werde. Dabei solle es sich vor allem um langlaufende Derivate handeln. Außerhalb Europas soll zudem das Aktienhandels- und Zinshandelsgeschäfte deutlich geschrumpft oder sogar geschlossen werden.

Entsprechende Pläne sind zwar nicht komplett neu: Bereits im April hatten Wall Street Journal und Bloomberg erstmals über die Bad-Bank-Pläne berichtet, auch eine Verkleinerung des Zins- und Aktiengeschäft hatte Sewing im Grunde schon zu seinem Amtsantritt vor einem Jahr in Aussicht gestellt. Trotzdem verfehlte die Meldung am Montag nicht ihr Ziel. Der Aktienkurs stieg zur Abwechslung mal, und zwar um zeitweise mehr als zwei Prozent auf knapp über sechs Euro.

Die Deutsche Bank hat bereits Erfahrung mit einer internen Bad Bank gesammelt

Was genau an den Bad-Bank-Plänen dran ist und ob es zusätzlich zu den Eckdaten noch weitere Einschnitte gibt, dazu gab es am Montag keine Angaben von der Bank. Großinvestoren hatten zuvor etwa harte Einschnitte im US-Geschäft gefordert, wo das Geldhaus längst nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Unklar ist auch, ob die nun genannten Bad-Bank-Pläne über die bisherigen Abbaupläne hinausgehen oder ob das Geldhaus nur ein neues "Etikett" an bestehende Einheiten klebt. Vor zwei Jahren hatte die Bank im Zuge ihrer jüngsten Kapitalerhöhung bereits auf Altlasten von 60 Milliarden Euro in ihrer Investmentbank hingewiesen, die dort abgewickelt würden. Womöglich handelt es sich um genau dieses Portfolio. Ein Sprecher sagte lediglich, die Bank habe auf der Hauptversammlung zusätzliche Maßnahmen angekündigt. Man werde Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre und die Öffentlichkeit "sobald wie möglich über die Ergebnisse informieren".

Immerhin: Die Deutsche Bank hat bereits Erfahrung mit einer internen Bad Bank gesammelt. Dabei wird das ausrangierte Geschäft aus Transparenzgründen vom Kerngeschäft getrennt, bleibt aber auf der eigenen Bilanz. Der Abbau der Wertpapiere erfolgt dann Schritt für Schritt über Verkäufe oder natürliche Laufzeiten, sukzessive wird damit auch Kapital freigesetzt. Im Idealfall verbessert sich also die Kapitalquote der Bank.

Ihre letzte Bad Bank hatte die Deutsche Bank Ende 2016 nach knapp vier Jahren geschlossen. Anfangs lagerten dort risikogewichtete Anlagen im Volumen von 128 Milliarden Euro. Nachdem mehr als 90 Prozent davon abgebaut worden waren, erklärte die Bank Vollzug und übertrug die verbliebenen Portfolien auf die jeweiligen Geschäftssparten.

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