Süddeutsche Zeitung

Automobilindustrie:Forster heuert bei Tata an

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Ab zum Billighersteller: Der ehemalige GM-Europaboss und Opel-Chefkontrolleur Carl-Peter Forster steigt beim indischen Autobauer Tata ein.

Harald Schwarz

Sein Verhalten als Europa-Chef des US-Autokonzerns General Motors (GM) und als Vorsitzender des Aufsichtsrats von Opel Anfang November vorigen Jahres war konsequent. Eindeutig hatte sich Carl-Peter Forster auf die Seite des potentiellen Opel-Investors Magna geschlagen. Als GM diesen Kfz-Zulieferer nach monatelangen Verhandlungen abblitzen ließ, versuchte der 55 Jahre alte Manager erst gar nicht, sich zu verbiegen. Er bewies Charakter, geißelte die überraschende Entscheidung von GM als kaum nachvollziehbar und trat zurück. Nun aber steht sein Comeback in der Autoindustrie bevor.

Schon bald offizielle Bekanntgabe

Forster soll Chef des indischen Autoherstellers Tata Motors werden und sowohl das Pkw- als auch das Nutzfahrzeuggeschäft führen. Verträge sind zwar noch nicht unterschrieben, die Personalie soll aber in den nächsten Tagen verkündet werden.

Über den Posten für ihn bei Tata war schon gleich nach seiner Demission bei GM und Opel spekuliert worden. Doch offenbar zierte sich der US-Konzern aus Detroit einige Zeit, den Manager zu einem Konkurrenten aus der PS-Branche wechseln zu lassen. Möglicherweise war dies auch noch ein kleiner Racheakt. Denn im Fall Opel war Forster zwischen die Fronten geraten. Während die Bundesregierung ihm vorhielt, er solle sich mehr für Opel einsetzen, erinnerte ihn GM daran, dass er auf der Gehaltsliste des US-Konzerns stehe.

Forster, geboren in London als Sohn eines deutschen Diplomaten, hatte die Qual der Wahl. Mehrere Firmen boten ihm einen Job an. So war die Schaeffler-Gruppe an ihm interessiert. Doch zu einem Engagement bei dem Autozulieferer kam es nicht. Auch der US-Flugzeugbauer Boeing soll dem studierten Volkswirt und Luft- und Raumfahrtingenieur eine lukrative Offerte vorgelegt haben. Doch Forster hat eine hohe Affinität für Jobs bei Autobauern entwickelt.

Nach seinem Karrierestart bei McKinsey arbeitete er von 1986 an 14 Jahre lang für BMW. 2001 heuerte er bei Opel als Chef an. 2004 kletterte der begeisterte Skifahrer und Segler in der GM-Hierarchie eine Stufe höher und wurde Europa-Chef. Manchen Strauß musste er mit den Amerikanern ausfechten. Bei Opel erwarb er sich deshalb den Ruf des Retters der Werke Bochum und Eisenach.

Nun also zieht es Forster zu Tata. Die Firma des indischen Unternehmers Ratan Tata ist der größte Autoproduzent Indiens und weltweit viertgrößter Lkw-Hersteller mit einem Umsatz von 14 Milliarden Dollar. Seit 2008 gehören zu dem Konzern auch die ehemaligen Ford-Töchter Jaguar und Land Rover. Für Aufsehen in der Autoindustrie sorgte Tata mit dem Kleinstwagen Nano. Er soll künftig für weniger als 2000 Dollar verkauft werden - unter der Regie des Ingenieurs Carl-Peter Forster.

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Quelle:
SZ vom 30./31.01.2010
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