Opel und General Motors:GM-Europa-Chef Forster geißelt das eigene Haus

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"Das ist kaum nachzuvollziehen": GM-Europachef Forster versteht die Kehrtwende der Konzernführung in Detroit nicht. Ganz anders Opel-Treuhandmitglied Pfeil: Er lobt die Entscheidung.

Dass die Politik und die Belegschaft über den Verbleib von Opel bei GM entsetzt sein würden, war klar. Doch dass die Entscheidung in Detroit auch intern scharf kritisiert wird, belegen nun die Äußerungen von GM-Europachef Carl-Peter Forster.

Carl-Peter Forster über das Sanierungskonzept bei Opel: "Ich glaube, die wichtigen Herren, die das entschieden haben, wissen es selbst nicht." (Foto: Foto: ddp)

"So ein plötzlicher Schwenk ist kaum nachzuvollziehen", sagte Forster der Bild am Sonntag . Er hätte sich gewünscht, "dass es zu einem ganz anderen Ergebnis kommt".

Im Video: Die Beschäftigten von Opel wollen am Donnerstag aus Protest gegen den geplatzten Verkauf des Rüsselsheimer Autobauers zeitweise die Produktion lahmlegen.

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Auch er habe keine Erklärung für das Vorgehen von General Motors in den USA und wisse auch nicht, wie es weitergehe. Auf die Frage, wie das neue Sanierungskonzept für Opel aussieht, sagte Forster: "Ich weiß es nicht. Das müssen wir in den nächsten Tagen erarbeiten. Ich glaube, die wichtigen Herren, die das entschieden haben, wissen es selbst nicht."

Forster war von Magna als neuer Opel-Chef favorisiert worden. Zudem liegen ihm seit Monaten mehrere andere, üppiger dotierte Job-Angebote vor. Beispielsweise hätte er zur Schaeffler-Gruppe wechseln können, die sich bei der Übernahme von Continental übernommen hat.

Methode Detroit

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle griff den GM-Konzern für dessen Vorgehensweise ebenfalls an. "Soziale Marktwirtschaft lebt auch von Fairness und vom Umgang miteinander", sagte Brüderle.

Die Kanzlerin habe auf dem Rückweg aus den USA erfahren, dass der von ihr befürwortete Verkauf von Opel an Magna nicht zustande kommen werde. "Stil hat man oder hat man nicht. Das ist offenbar der Stil, den man in Detroit anpackt." Jetzt sei der "weitere Fortgang völlig offen", erklärte der FDP-Politiker.

Er bekräftige die Forderung, dass sich Opel erneuern müsse: "Opel muss sich restrukturieren, muss sich erneuern. Es ist viel Zeit schon verlorengegangen, durch viele Diskussionen. Das kostet viel Geld, viele Chancen." Jetzt müssten wieder neue Konzepte vorgelegt werden.

Unterdessen lobt Dirk Pfeil, Mitglied im Opel-Treuhandbeirat, den Verbleib des deutschen Autobauers beim US-Mutterkonzern. "Mich stimmt positiv, dass GM das Unternehmen weitaus besser kennt als Magna", sagte der FDP-Politiker.

Das österreichisch-kanadische Konsortium Magna habe derzeit eigene Schwierigkeiten. "Auch dort sind die Umsätze und Erträge zurückgegangen", sagte Pfeil.

Er habe schon vor Monaten gesagt, dass "Magna für mich die schlechteste Lösung ist". Er habe von vornherein den Finanzinvestor RHJI für die billigere Lösung gehalten. Magna habe 4,5 Milliarden Euro an Staatshilfe gefordert, RHJI hingegen nur 3,2 Milliarden.

Die Zukunft von Opel sieht das von den Bundesländern entsandte Mitglied im Beirat positiv. "Man muss ja feststellen, dass die Marke Opel inzwischen mit vielen marktgängigen Modellen konsequent ausgebaut wurde", erklärte Pfeil. "Ein Unternehmen, das ein Produkt hat, das nachgefragt wird, ist rettbar."

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