Süddeutsche Zeitung

Airbus: Krisenflieger A400M:Schuld sind alle

Ein Prestige-Flieger verkommt zum Krisenfall: Nun versucht Airbus, das Projekt A400M mit einem neuen Vorschlag zu retten - die Abnehmer sollten zustimmen.

Jens Flottau

Airbus-Chef Thomas Enders ließ das Bild bei seinem Auftritt auf der Dubai Air Show groß an die Wand projizieren: Zu sehen ist das Militärflugzeug Airbus A400M am Boden, einer der vier Motoren läuft. Aufgenommen haben das seine Mitarbeiter in der Nacht zu Montag.

Es gibt also eine gute Nachricht für das um vier Jahre verspätete Milliardenprojekt, die Triebwerke laufen, vor Weihnachten noch soll der A400M erstmals fliegen.

In Wahrheit ist der Zustand des Programmes prekär. In sechs Wochen läuft die Gnadenfrist aus, bis zu deren Ende sich Airbus und die europäischen Erstkunden auf neue Vertragsbedingungen einigen müssen. Danach können die Besteller problemlos aussteigen, so wie das Südafrika bereits getan hat. Fortschritte in den Verhandlungen sind kaum festzustellen.

Der jüngste Vorschlag, für das gleiche Geld zunächst weniger Flugzeuge zu liefern, dürfte vor allem in Deutschland auf wenig bis keine Gegenliebe stoßen. Noch komplizierter ist die Lage deswegen, weil die Position der neuen Bundesregierung noch nicht klar ist. Die alte hatte sich kompromisslos gezeigt.

Airbus ist verhandlungstaktisch in einer schwachen Position. Wenn das Unternehmen wirklich noch aussteigt, müsste es fast sechs Milliarden Euro an die Staaten zurücküberwiesen und wäre auf Jahre hinaus wirtschaftlich geschwächt. Deswegen glauben wenige Beobachter an diese Drohung.

Andererseits haben bei dem Projekt alle Fehler gemacht, auch die Regierungen, die Unteraufträge nach politischen Kriterien vergeben ließen und Lieferanten, die vor allem beim Triebwerk gepatzt haben. Wenn das Flugzeug also so dringend gebraucht wird, wie alle behaupten, dann müssen alle zu Kompromissen bereit sein.

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Quelle:
SZ vom 17.11.2009
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