Süddeutsche Zeitung

5G:Das Wundernetz der Zukunft

Lesezeit: 2 min

Von Helmut Martin-Jung

Es ist noch nicht so lange her, da wurden Menschen belächelt, die mit ihrem Handy in der Öffentlichkeit telefonierten. Heute fordert der Bauernverband, auch der letzte Weiler solle per Mobilfunk angebunden werden. Ums Telefonieren geht es dabei schon lange nicht mehr. Was zählt, sind Daten - digitale Techniken haben die Welt erobert, die Auswirkungen auf Gesellschaft und Industrie könnten kaum größer sein. Das erklärt, warum um eine technische Weiterentwicklung so viel Gewese gemacht wird. Die Rede ist vom Mobilfunk-Standard 5G.

Glaubt man der Branche, wird die neue Technologie die Welt der Industrie ebenso stark verändern wie das Internet einst die der Verbraucher. Längst ist ein globales Wettrennen um die Vorherrschaft auf diesem Gebiet entbrannt. Die USA, China und Europa sind dabei Konkurrenten. Den Europäern macht besonders die chinesische Dominanz Sorgen. Brüssel erwägt deshalb, chinesische Anbieter wie Huawei vom Ausbau der 5G-Netze auszuschließen. Auch in Berlin gibt es ähnliche Überlegungen, befeuert von Befürchtungen amerikanischer Geheimdienste, es könnten geheime Hintertüren, sogenannte Kill Switches, eingebaut werden. Schalter also, die auf Befehl aus der Ferne wichtige Versorgungseinrichtungen, etwa für Strom und Wasser, lahmlegen.

Aber was genau macht die fünfte Generation des Mobilfunks, kurz 5G, so wichtig für die Zukunft? In der Öffentlichkeit wird bislang meist über die Leistungsfähigkeit von 5G bei der Datenübertragung gesprochen. Die ist fast unglaublich: Bis zu 10 000 Megabit pro Sekunde lassen sich damit herunterladen, ein kompletter Spielfilm in hoher Qualität wäre damit in Sekunden geladen. Mit der derzeit verfügbaren 4G-Technik dauert dies etwa zehn bis 100 Mal so lange. Entscheidender aber sind andere Eigenschaften von 5G. Die neue Netzwerktechnik braucht für die Datenübertragung nur etwa ein Tausendstel der Energie, wie sie die heutige Technik verschlingt. Sie reagiert bei allen Aufgaben extrem schnell - die Antworten aus dem Netz kommen nahezu verzögerungsfrei. Das ist zum Beispiel wichtig für die Kommunikation unter autonomen Fahrzeugen, die sich gegenseitig vor Gefahren warnen sollen.

Anders als die jetzige Technik kann 5G auch viel besser mit den Informationen vieler kleiner Sensoren umgehen, die zum Beispiel Umweltdaten erfassen oder in Fabriken erkennen, wenn eine Maschine verdächtig zu vibrieren beginnt. Milliarden dieser Sensoren sollen in den nächsten Jahren weltweit zum Einsatz kommen. Der bisherige Mobilfunk wäre kaum in der Lage, so viele Daten zu bewältigen. Gerade die produzierende Industrie hat viel Druck ausgeübt auf die Entscheider bei den Mobilfunkanbietern und in der Politik, weil sie die neue Technik so schnell wie möglich einführen will. Sie erhofft sich davon, die Produktion besser steuern und überwachen zu können.

5G wird im Februar auch das Hauptthema beim Mobile World Congress in Barcelona sein, der wichtigsten Messe der Branche. Dort sollen dieses Jahr die ersten Mobiltelefone mit der neuen Technologie gezeigt werden. Bis diese den gewöhnlichen Verbraucher erreicht, wird es allerdings noch dauern, möglicherweise bis 2025. In Deutschland werden voraussichtlich Ende März erst einmal Frequenzen für 5G versteigert.

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Quelle:
SZ vom 02.02.2019
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