Süddeutsche Zeitung

WM-Qualifikation:"Danke, Lionel Messi. Gott existiert"

Lesezeit: 2 min

Von David Ryborz

Messi hüpfte, das Nationalteam hüpfte, ganz Argentinien hüpfte. Etwa 2850 Meter über dem Meeresspiegel hüpft es sich zwar etwas schwerer, doch Ecuadors Hauptstadt Quito wurde spontan in eine große argentinische Hüpfburg verwandelt. Argentinien hatte nach langer Zeit wieder einen Grund zum Hüpfen. Der Grund hört auf den Namen Lionel Messi.

Was war passiert? Nein, Argentinien ist nicht gerade zum dritten Mal Fußball-Weltmeister geworden. Die Albiceleste hat sich mit einem 3:1-Sieg in Ecuador gerade noch für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland qualifiziert. Anders gesagt: Lionel Messi hat im Alleingang seiner Heimat noch zur WM-Teilnahme verholfen. Auf den letzten Drücker.

"Die Seele ist in die Körper zurückgekehrt"

"Eine WM ohne Argentinien und ohne Messi wäre eine Katastrophe", hatte Mario Kempes vor dem Spiel erzählt. "El Matador" schoss die Südamerikaner 1978 zum ersten WM-Titel, Messi schoss sein Land mit einem Hattrick zumindest mal nach Russland. "Er ist der beste Spieler der Geschichte", beschied Nationaltrainer Jorge Sampaoli, der nach drei Unentschieden seinen ersten Erfolg in der Qualifikation feiern durfte.

"Die Seele ist in die Körper zurückgekehrt", schrieb die Zeitung Clarín. Die Rückkehr fand allerdings noch nicht in der ersten Spielminute statt. Denn Romario Ibarra schockte Argentinien bereits nach 37 Sekunden mit dem Führungstreffer. Ecuador jubelte, Argentinien war entsetzt - und ausgeschieden. Doch dann zeigte Messi, was ein linker Fuß so alles mit einem Fußball anstellen kann.

In Minute zwölf bugsierte "La Pulga", "der Floh", das Spielgerät mit Leichtigkeit durch die Beine von Torwart Maximo Banguero ins Netz. Messi ballte die Faust und motivierte seine Mitspieler mit einem "Vamos" - "Auf geht's". Dann beschloss der fünffache Weltfußballer, den Ball zwei Mal im linken Kreuzeck unterzubringen. Zuerst mit Wucht, dann per Lupfer. "Ein übergroßer Messi", jubelten die Medien.

Argentinien in Ekstase - Chile im Schock

"Zum Glück haben wir schnell reagiert, als Ecuador getroffen hat", analysierte Messi die Begegnung und fügte erleichtert hinzu: "Gott sei Dank, wir haben unser Ziel erfüllt". Ob sich der 30-Jährige damit selbst meinte, ist nicht überliefert. "Danke, Lionel Messi. Gott existiert", verkündete U2-Sänger Bono bei einem Konzert in der argentinischen Stadt La Plata. Der Auftritt der irischen Rockband wurde um fast zwei Stunden nach hinten verschoben, um dem "Endspiel" in Ecuador nicht in die Quere zu kommen. Es hat sich gelohnt - denn auch beim Konzert hüpften die Argentinier wohl bis zum Umfallen.

Während Messi den Argentiniern die Lizenz zum Feiern erteilte, steht Nachbarland Chile unter Schock. Vor dem letzten Spieltag rangierte der Copa-América-Sieger von 2015 und 2016 noch auf dem gesicherten dritten Platz. Doch bei einem gut aufgelegten Brasilien setzte es ein 0:3, "La Roja" fiel aufgrund des schlechteren Torverhältnisses noch hinter Peru auf Platz sechs zurück. Die Peruaner treffen nach einem 1:1 gegen Kolumbien im Playoff auf den Ozeaniensieger Neuseeland, die "goldene Generation" Chiles muss zuschauen.

Nationaltrainer Juan Antonio Pizzi bot seinen Rücktritt an, auch der in Brasilien gelbgesperrte Arturo Vidal wird nicht mehr für das Nationalteam auflaufen. "Vielen Dank für alles", verkündete der 30-jährige Bayern-Profi auf Twitter. Er habe in jedem Spiel sein Leben gegeben. "Meine Seele ist zerstört."

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