Süddeutsche Zeitung

Werder-Trainer Robin Dutt im Interview:"Mir wird zugerufen: Bitte nicht so viele Gegentore"

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Beim DFB setzten sie große Hoffnungen auf ihn als Sportdirektor - doch Robin Dutt entschied sich für einen Trainerjob bei Werder Bremen. Im SZ-Gespräch berichtet der Bundesliga-Rückkehrer über den komplizierten Arbeitsplatzwechsel, das Gefühl für seinen Beruf und die neue Aufgabe in Bremen.

Von Christof Kneer

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sei "nicht amüsiert" gewesen, als er von seinen Plänen erfahren habe, sagt Robin Dutt, der neue Trainer von Werder Bremen. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Samstags-Ausgabe) spricht Dutt, 48, erstmals ausführlich über den Gewissenskonflikt, mit dem er vor sechs Wochen zu kämpfen hatte.

Er stand als Sportdirektor erst seit zehn Monaten in Diensten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), er wusste, "dass der Verband große Hoffnungen auf mich gesetzt hatte" - gleichzeitig begriff er mit jeder Sekunde mehr, wie sehr ihm der Trainerjob fehlt. "Bis vor sechs Wochen war der Drang zurück auf die Trainerbank zwar stark", berichtet Dutt, "aber ich habe gedacht: Du kannst es dem DFB nicht antun, nach einem Jahr schon wieder aufzuhören."

Kurz darauf habe er aber gemerkt: "Es ist genau umgekehrt: Du kannst es dem DFB nicht antun, weiterzuarbeiten. Also habe ich gedacht: Sag's den Leuten lieber gleich, bevor sie's irgendwann merken." Es sei "ehrlicher", so Dutt, den Zweifeln nachzugeben als mit den Zweifeln einen Job weiterzumachen, der einen nicht überzeugt.

Mitten in der Phase des Zweifelns habe ihn dann das Angebot von Werder Bremen erreicht. "Als der Anruf aus Bremen kam, habe ich Wolfgang Niersbach darüber informiert, dass ich die Anfrage eines Vereins habe. Ich habe um Erlaubnis gebeten, ob ich mich mit den Verantwortlichen treffen kann", erzählt Dutt.

Niersbach habe gesagt: "Dann hör dir's halt mal an." Aber nach dem Gespräch sei ihm sofort klar gewesen: "Das muss ich machen." Aus der aktuellen Debatte über das Profil des Sportdirektoren-Postens hält sich Dutt ausdrücklich heraus, er deutet allerdings an, dass man in diesem Job "auch was von Gremienarbeit verstehen" müsse - "für Trainer, die das Tagesgeschäft gewohnt sind, ist das schon schwieriger".

Mit einigem Erstaunen hat Dutt registriert, wie harmonisch die Zusammenarbeit mit seiner neuen Mannschaft bereits jetzt verläuft - das sei "nun wirklich nicht alleine mein Verdienst, ein Trainer allein kriegt so eine Nähe in ein paar Tagen nicht hin". Die Mannschaft scheine "den Wunsch nach Harmonie" zu haben und sei "extrem offen für Neues". Dutts Vorgänger Thomas Schaaf war 14 Jahre im Verein.

Dutt, der bereits "ein richtig gutes" Telefongespräch mit Schaaf geführt hat, verkneift sich jede Kritik an seinem Vorgänger - zwischen den Zeilen wird aber deutlich erkennbar, wo er bei seiner neuen Mannschaft den meisten Nachholbedarf sieht. "Die Aufgabe lautet auch, die Gegentreffer zu reduzieren. Die 50 geschossenen Tore hätten letzte Saison für die Europa League gereicht, die 66 kassierten waren viel zu viel."

Obwohl die Bremer bekannt seien für ihren schönen Offensivfußball, habe sich die Stimmung bei Fans "fast umgekehrt", wie Dutt im Trainingslager im Zillertal festgestellt hat. Von den mitgereisten Anhängern fordere niemand mehr, man solle bitte wieder so schön spielen wie früher - im Gegenteil. "Mir wird eher zugerufen: Bitte nicht wieder so viele Gegentore! Ich muss inzwischen fast aufpassen, dass ich nicht sage: Wir wollen natürlich offensiv spielen - weil die Fans dann denken: Oje, schon wieder Offensivfußball!"

Die schwache Vorsaison, die Werder auf Platz 14 beendete, ermöglicht es Dutt immerhin, ohne konkretes Saisonziel in die Runde zu starten. "Wir wollen im ersten Jahr noch nicht über Tabellenplätze reden. Wir sagen auch intern: Lass uns erst mal den Übergang gut hinkriegen."

Das ganze Interview lesen Sie in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung, auf dem iPad und Windows 8 .

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Quelle:
SZ vom 13. Juli 2013/jbe
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