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Tabellenletzter 1. FC Köln:"Wir sind alle schlecht gelaunt und haben eine Riesen-Krawatte"

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Von David Ryborz, Augsburg

Kölns Trainer Peter Stöger musste nach der dritten Niederlage zum Auftakt und dem damit verpatzten Saisonstart seines Teams erst einmal durchatmen. Er sammelte sich dann jedoch recht schnell auf dem Pressepodium in Augsburg und forderte "ein gewisses Maß an Normalität". Er trainiert ja in einer Stadt, in der ja nicht immer Normalität herrscht. Vor vier Monaten zog sein Team in den Europapokal ein - und nun steht es ganz schnell am Grund der Fußball-Bundesliga.

Stöger führte daher weiter aus: "Wir sind jetzt in dieser Situation und müssen sie annehmen und korrigieren, mit dem notwendigen Ernst", meinte Stöger. "Es ist die Aufgabe des Trainerteams, der Mannschaft wieder Ruhe zu geben." Auch Klubs wie Schalke, Gladbach und Dortmund sei es schon passiert, dass sie sich zu Beginn einer Saison am Tabellenende wiederfanden.

Cordoba läuft völlig frei aufs Tor von Hitz zu, legt dann aber zu ungenau ab

Die Erfolge aus der Vorsaison ließen die Erwartungshaltung in Köln in ungewohnte Höhen ansteigen. Aktuell steht der FC am Tabellenende, nächsten Sonntag sind die Kölner in Dortmund zu Gast. Ein Erfolgserlebnis wäre daher umso wichtiger gewesen. Wie sich Erfolge in Augsburg anfühlen, ist dem 1. FC Köln aber sowieso noch unbekannt. Auch im fünften Bundesliga-Duell beim FC Augsburg gelang dem FC kein Sieg. Was besonders am Isländer Alfred Finnbogason lag. Der Augsburger Stürmer traf dreimal an diesem Nachmittag - und dabei waren die Kölner sogar noch gut bedient. Denn einen weiteren Schuss setzte er aus spitzem Winkel an den Außenpfosten.

Auch Umstellungen in der Startaufstellung brachten nicht die erhoffte Trendwende. Nach den Niederlagen gegen Mönchengladbach (0:1) und dem HSV (1:3) durfte Jonas Hector wieder auf dem Platz links in der Verteidigung zurückkehren. Die Entscheidung sei gereift, "als er beim Nationalteam war. Er machte dort ordentliche Spiele und fühlte sich wohl. Es war mehr ein Zeichen für ihn, dass er für sich selbst wieder Sicherheit bekommt", erklärte Stöger. Dass Hector mit einem Foul einen Elfmeter verursachte, den Finnbogason verwandelte, war dabei allerdings nicht hilfreich. Es war der zweite Streich des Isländers (32.). Zuvor hatte er schon per Kopf getroffen, nach einer feinen Flanke von Philipp Max (22.).

"Die Jungs müssen defensiv wie offensiv 100 Prozent abliefern, sodass wir in der Bundesliga bestehen können", forderte Stöger. Defensiv hat seine Mannschaft in drei Spielen sieben Gegentore kassiert, offensiv erst eines geschossen. Die aktuelle Misere spiegelte sich in Minute 31 perfekt. Stürmer Jhon Cordoba luchste Martin Hinteregger das Spielgerät ab und lief völlig frei auf das Tor von Marwin Hitz zu, Kollege Yuya Osako begleitete ihn. Der Modeste-Ersatz hatte den Ausgleich auf dem Fuß, hätte schießen oder abgeben können - legte aber zu ungenau ab. "Die erste Halbzeit war richtig gut, auch wenn wir ein, zweimal richtig Glück gehabt haben", sagte Augsburgs Manuel Baum: "In der zweiten Halbzeit waren wir zu tief gestanden und zu passiv. Es standen aber trotzdem nicht so viele Chancen für Köln auf dem Zettel."

Anthony Modeste wird vermisst

Das hing auch damit zusammen, dass von Köln und dem Sturmführer nicht mehr viel kam. Cordoba sei relativ neu im Klub, erklärte Stöger, der Kolumbianer wolle "positive Situationen für die Mannschaft schaffen". Es ist aber nicht zu leugnen, dass in Köln die Torgeilheit und -gefahr von Anthony Modeste vermisst wird. Auf der anderen Seite machte es Finnbogason selbst noch in der Nachspielzeit besser und schoss einen Abpraller aus spitzem Winkel zum 3:0 ins Tor (90.+4).

Die Generalprobe für das erste Belohnungsspiel der vergangenen Saison misslang dem 1. FC Köln also völlig. "Wir sind alle schlecht gelaunt und haben eine Riesen-Krawatte, weil wir verloren haben", beschrieb Kapitän Matthias Lehmann die Stimmungslage. Gegen den kleinen FCA hatten die Kölner nur wenig zu melden, am kommenden Donnerstag wartet in der Europa League mit dem FC Arsenal der große FCA. Eigentlich sollte es ein Kölner Feiertag in London werden, doch aktuell sind die Gedanken woanders.

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SZ vom 10.09.2017
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