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Supercup: Bayern München gegen Schalke 04:Bayerische Musterschüler

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Von wegen WM-Loch: Beim Supercup-Sieg gegen Schalke 04 wechseln die Münchner gekonnt zwischen Unterhaltungs- und Strebermodus und knüpfen damit dort an, wo sie vergangene Saison aufgehört haben.

Dominik Prantl

Als die Konfettikanonen kleine Papierschnipsel auf das siegreiche Ensemble des FC Bayern München regnen ließen, um der Pokalverleihung so etwas wie einen feierlichen Rahmen zu verleihen - da hatte sich das Augsburger Stadion und vor allem die Kurve mit den Schalke-Fans schon deutlich geleert. Es war trotz Konfetti und Trophäe eben doch nur ein zum Supercup aufgeblasenes Testspiel gewesen, das der FC Bayern verdient mit 2:0 gewonnen hatte.

Und auch wenn Bayerns Trainer Louis van Gaal die souveräne Vorstellung mit den Worten kommentierte: "Ein Titel ist ein Titel", dürfte ihn eine Erkenntnis viel mehr entzückt haben als die Auszeichnung Supercupsieger: "Ich glaube, dass die Mannschaft weiter ist als im Vorjahr."

Damals hatte der gestrenge Herr van Gaal seine Philosophie erst einmal den Spielern und dem Verein näher bringen müssen. Bei letzterem hat es länger gedauert. Doch nun kann van Gaal genau dort anknüpfen, wo er vergangene Saison aufgehört hatte: Dominanz durch Ballkontrolle.

Mittlerweile hat seine Mannschaft diese Botschaft verinnerlicht, und es dürfte der Bundesliga-Konkurrenz beim Anblick des bayerischen Auftritts ein nicht allzu wohliger Schauer über den Rücken gelaufen sein. Van Gaal hat schon durch die Aufstellung zu verstehen gegeben, dass er dieses Supercup-Testspiel durchaus als Nagelprobe für die in zwei Wochen beginnende Bundesliga-Saison versteht. Statt der zweiten Elf schickte der Trainer viele seiner im Weltmeisterschaftsbetrieb geschundenen Stammkräfte aufs Feld, darunter Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller. Andererseits fehlten Mark van Bommel, Franck Ribéry und der verletzte Arjen Robben.

Weil die Münchner auch ohne dieses Trio kaum Mühe mit den Schalkern hatte, unterstrich deren Trainer Felix Magath den Nachholbedarf bei der Kaderplanung: "Wir müssen noch aufrüsten. Die erste Halbzeit hat gezeigt, dass wir mit Topmannschaften wie Bayern noch nicht mithalten können."

Ein Kopfball von Raùl war alles, was die Schalker vor der Pause auf das Tor des Ersatztorhüters Thomas Kraft brachten. Ansonsten bestimmten die Bayern leichtfüßig das Geschehen. Dass aber alleine Bastian Schweinsteigers Schuss nach einem typischen Thomas-Müller-Gegenstoß echte Gefahr fürs Schalkers Tor bedeutete (7.), bemängelte die personifizierte Schaltzentrale im Münchner Mittelfeld hinterher: "Wir haben das Spiel dominiert, aber noch nicht so viele Chancen herausgespielt. Ich denke, da müssen wir uns noch verbessern."

Na, das kann ja was werden, wenn die bayerischen Streber künftig die Erwartungen des Oberlehrers auch noch übertreffen und sich gewissermaßen selbst in die Pflicht nehmen. Van Gaal zeigte sich nämlich "sehr zufrieden mit der ersten Halbzeit", die nicht nur Schweinsteiger sondern auch dem gelangweilten Publikum viel zu wenig Torszenen bereithielt.

Zu wenig Torszenen

Als wollten die Bayern Wiedergutmachung für ihre streberhafte Spielkontrolle betreiben, schalteten sie nach der Pause um in den Unterhaltungsmodus. Miroslav Klose schob den Ball an den Pfosten (52.). Auf der Gegenseite durfte Kraft nach einem Kopfball Raùls ins Eck hechten und fein gegen Edu parieren (52./72.), was wohl Schalkes Torhüter Manuel Neuer zu der Ansicht bewog: "Wir hatten es in der Hand, das Spiel zu entscheiden." Das aber taten die Bayern, und zwar "verdient", wie Magath einräumte. Weil nicht die Münchner WM-Reisenden, sondern vielmehr die Schalker Trainingsweltmeister im Endspurt müde wirkten, kombinierten die Bayern fortan Unterhaltungsmodus mit Strebsamkeit.

Miroslav Klose erwischte nach einen Pass von Danijel Pranjic den Ball vor dem herausstürzenden Manuel Neuer und bediente Thomas Müller: 1:0 (75.). Ivica Olic kämpfte sich gegen Escudero durch und legte Klose aus: 2:0 (81.). Viel mehr als diese beiden Toren sollten den anderen Bundesligisten jedoch Musterschülers Schweinsteigers Worte zu Denken geben: "Wir sind noch nicht bei 100 Prozent."

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