Süddeutsche Zeitung

SSV Jahn Regensburg:Jubeln und reimen

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Regensburg schafft nach einem überzeugenden 3:0 gegen den FC St. Pauli den Klassenverbleib. Zwei Stützen des Teams müssen künftig ersetzt werden.

Von Johannes Kirchmeier, Regensburg

Sebastian Stolze lief einige Meter aus dem Strafraum heraus, ließ dann seine zuvor im Jubel noch ausgebreiteten Hände auf seinem Gesicht nieder, ehe er im Anschluss sich selbst langsam auf den Boden plumpsen ließ. Es wirkte, als bräche da pure Erleichterung aus dem Außenstürmer des SSV Jahn Regensburg. Schließlich hatte er am Pfingstsonntag gerade zum 3:0 (2:0) gegen den FC St. Pauli getroffen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar: Die Oberpfälzer schaffen auch im vierten Jahr in Serie den Klassenverbleib in der zweiten Fußball-Bundesliga, es ist ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte.

Eine halbe Stunde nach Stolzes Tor zum Endstand feierten die Regensburger gemeinsam mit ihren Fans den erfolgreichen Abschluss vor dem Stadion. Ab Montag erholen sie sich eine Zeit lang, berichtete Trainer Mersad Selimbegovic, aber dann "starten wir Mission Impossible Teil fünf". Die Gegnernamen werden nicht kleiner in dieser zweiten Liga nach den Abstiegen von Schalke und Werder Bremen.

Nach 14 Jahren beim SSV beendet Oliver Hein seine Karriere als Spieler und Identifikationsfigur

In Stolzes Kopf waren mutmaßlich aber weitere Gedanken am Werk - nicht nur die Freude über das wegweisende Tor. Schließlich verlässt der Topscorer der Vorsaison und U19-Europameister von 2014 den Verein nach den vier Zweitligajahren zu Hannover 96. Er hat keine leichte Spielzeit hinter sich, steht ein wenig stellvertretend für den Klub: Mehrere kleinere Verletzungen und Ausfälle während der - auch durch die Corona-Auszeit des Jahn bedingten - Englischen Wochen wechselten sich am Ende mit starken Momenten in der Offensive ab: Insgesamt traf er sechs Mal und gab zwei Vorlagen. "Es war eine lange, schwierige Saison", sagte Selimbegovic. "Es sind immer einige Stammspieler ausgefallen. Aber wir haben immer versucht, das Beste zu geben."

Am Sonntag assistierte Stolze bereits bei der Führung: Nachdem der Hamburger Luca Zander im eigenen Strafraum ausrutschte, schnappte sich der Rechtsaußen den Ball und legte quer zum Torschützen George (14.). Stolzes Ideenreichtum ersetzen muss nun der Geschäftsführer Christian Keller - eine knifflige Aufgabe. Aus der Mannschaft bot sich zuletzt kein echter Ersatz an, Hoffnung gab aber zumindest das 2:0, an dessen Kombination Stolze unbeteiligt war: George setzte Jan-Marc Schneider am Strafraum ein, der schickte nach einer Drehung den Toptorjäger Andreas Albers für dessen 13. Saisontreffer in den Strafraum (44.). Albers jubelte am Netz vor der Hans-Jakob-Tribüne, die Fans waren dahinter versammelt, trommelten und schrien sich ihre Stimmbänder den Hals hinauf.

Neben Stolze muss der Jahn übrigens noch eine andere Stütze ersetzen: Nach 14 Jahren beim SSV beendet der Niederbayer Oliver Hein seine Karriere als Spieler und Identifikationsfigur. "Oli Hein. Ein Leben lang nur ein Verein. Wir verneigen uns!", plakatierten die Anhänger in den Vereinsfarben Weiß und Rot über die leere Hans-Jakob-Tribüne. Eine riesige, rote "17", Heins Nummer, zierte die grauen Betonstufen. Nach dem Spiel nahmen ihn die Mitspieler auf ihre Schultern und ließen ihn hochleben.

Der Zukunftsplan des Rechtsverteidigers enthält nach Vereinsangaben die Option, dem Jahn "in anderer Funktion" erhalten zu bleiben. Er hätte übrigens fast auch noch getroffen: Seinen 15-Meter-Schuss in der Nachspielzeit drosch er jedoch an die Latte - den Nachschuss setzte er knapp daneben. Das wäre nach dem geschafften Klassenverbleib aber auch nur noch die Sahnekrone gewesen.

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