Süddeutsche Zeitung

Sonntagsspiele der Bundesliga:Timo Werner zerlegt den SC Freiburg

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So einen jungen Doppeltorschützen gab es noch nie in der Bundesliga: Angeführt vom 17-jährigen Timo Werner besiegt Stuttgart den SC Freiburg mit 3:1. Die Breisgauer stecken damit unten fest. Mainz betreibt beim 1:0 gegen Frankfurt mehr Aufwand als der Gegner - und wird spät belohnt.

Angeführt von einem jungen Mann namens Timo Werner hat der VfB Stuttgart die Enttäuschung des 1:6 gegen Dortmund weggesteckt und den SC Freiburg arg in die Bredouille gebracht. Mit einem Doppelschlag binnen 83 Sekunden bescherten Vedad Ibisevic (9.) und Werner (10.) den Gästen im badisch-schwäbischen Nachbarschaftsduell früh einen komfortablen Vorsprung. Der gerade eingewechselte Mike Hanke (78.) erzielte zunächst den Anschlusstreffer, ehe der 17-Jährige Werner mit seinem zweiten Torerfolg in der 82. Minute zum Stuttgarter Tageshelden wurde.

Bundestrainer Joachim Löw unter den 23.700 Zuschauern auf der Tribüne im Breisgauer Dauerregen sah den jüngsten Doppeltorschützen der Bundesliga. Während die Stuttgarter mit ihrem neuen Trainer Thomas Schneider als Tabellen-Achter mit nunmehr 16 Punkten auf Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen liegen, gehen die Freiburger ganz schweren Zeiten entgegen. Drei Tage nach der Nullnummer in der Europa League mit der schwachen Vorstellung in Estoril belegt das Team von Trainer Christian Streich punktgleich mit dem Vorletzten Eintracht Braunschweig nur den Relegationsplatz.

Die Doppelbelastung fordert trotz aller Rotations-Bemühungen anscheinend ihren Tribut. Streich veränderte sein Team erneut, diesmal auf sieben Positionen. Trotzdem hatten die Hausherren zunächst zwei gute Möglichkeiten durch Admir Mehmedi und Matthias Ginter. Doch dann zeigte Ibisevic bei seinem 13. Pflichtspieltreffer in dieser Saison einmal mehr seinen Torriecher. Der Bosnier entwischte Christian Günter und verwertete eine mustergültige Flanke des auftrumpfenden Christian Gentner.

Den Freiburgern blieb nicht einmal Zeit, den Ärger runterzuschlucken, da schlug VfB-Juwel Werner zu. Mit einer feinen Einzelaktion düpierte der 17-Jährige Gelson Fernandes und Ginter. Danach jubelte er über seinen zweiten und später dritten Bundesliga-Treffer. Damit ist Werner der jüngste Spieler, der drei Bundesliga-Tore auf seinem Konto hat. In der 85. Minute wurde er dann ausgewechselt.

Der VfB hatte somit im fünften Spiel in Folge in der Anfangsviertelstunde getroffen. Zuletzt in Dortmund gab es nach dem Führungstor eine 1:6-Blamage, diesmal ließen die Stuttgart nichts anbrennen. Zwar fingen sich die Freiburger, doch wie schon zuletzt in der Europa League fanden die Breisgauer keine Abstimmung in ihrem Spiel. Vieles blieb Stückwerk und Streich muss sich allmählich fragen, ob er seiner Mannschaft mit der teils heftigen Rotation einen Gefallen tut.

Als Mehmdi in der 24. Minute aus minimaler Entfernung über das Tor von Sven Ulreich zielte, schien noch etwas zu gehen. Die Stuttgarter taten in dieser Phase nicht mehr als nötig. Vor allem Mehmedi war es, der für Gefahr sorgte. Nach der Pause kamen die Freiburger auf dem tiefen Boden besser in Schwung. Ulreich glänzte in der 59. Minute beim Kopfball von Ginter und war auch ansonsten ein sicherer Rückhalt in der Sturm-und-Drang-Phase der Freiburger. Eine Minute nach seiner Einwechslung machte es Hanke noch einmal spannend. Doch wenig später lief Werner erneut allen davon.

Kurz vor Spielende griff Armin Veh selbst ins Geschehen ein. Mainz' Shinji Okazaki hatte den Ball auf die Tribüne gedroschen, der Frankfurter Trainer fahndete nach einem neuen Spielgerät, seine Mannschaft hatte ja einen Rückstand aufzuholen. Aber kein Balljunge wollte Veh einen Ball zur Verfügung stellen. Veh fuchtelte wild mit den Armen in der Luft, "Eeeeey", brüllte er, "Eeeeey!" Nach zehn, fünfzehn Sekunden wurde er endlich bedient. Doch Vehs Einsatz war vergebens.

Der FSV Mainz 05 hat sich durch einen 1:0-Erfolg im Rhein-Main-Derby etwas Luft im Tabellenkeller verschafft und die Frankfurter Krise verschärft. Im elften Erstliga-Duell der beiden Nachbarn gelang dem eingewechselten Eric Maxim Choupo-Moting (88.) am Sonnntag der entscheidende Treffer. Die Eintracht wartet in der Fußball-Bundesliga seit sieben Spielen auf einen Sieg.

Drei Tage nach dem peinlichen 2:4 in Tel Aviv zeigte der Europa-League-Teilnehmer erneut eine am Ende dürftige Vorstellung. Bei den Mainzern gab der erst 20 Jahre alte Torhüter Loris Karius vor 34.000 Zuschauern ein gutes Startelf-Debüt im Oberhaus und rettete den Gastgebern mit einigen Paraden den Sieg. "Wir haben gegenüber dem Spiel am Donnerstag eine gute Reaktion gezeigt", befand Frankfurts Kapitän Alexander Meier, dann sagte er: "So ein Tor kannst du immer bekommen."

Oder wie Veh es formulierte: "Wenn du die Scheiße hast, dann hast du sie."

Es war eine richtungsweisende Partie für beide Klubs, die in dieser Spielzeit bisher hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben sind. Die Mainzer gingen nach nur einem Sieg in den vergangenen acht Spielen mit Selbstzweifeln in die Begegnung. Auch bei der Eintracht war die Verunsicherung zu spüren. Durchhalteparolen machten die Runde, die Verantwortlichen sprachen vor dem Spiel vom Abstiegskampf.

Frankfurts Trainer Veh, der auf den gelbgesperrten Carlos Zambrano verzichten musste, war nach der Rückkehr aus Israel in den frühen Stunden am Freitagmorgen wieder als einfühlsamer Krisenmanager gefragt. Er rotierte fünf Neue in die Startformation, überraschte mit einer offensiven Ausrichtung.

Trotz Reisestrapazen und Müdigkeit ließ er seine Truppe beherzt angreifen. Ein Kopfball von Meier streifte das Lattenkreuz (3.). Die Gäste setzten auf Ballbesitzfußball, hohe Laufbereitschaft und aggressive Zweikampfführung - und sie wollten den unerfahrenen Mainzer Nachwuchskeeper Karius möglichst oft beschäftigen. Der 20-Jährige musste in Abwesenheit des verletzten Stammtorhüters Heinz Müller und der rotgesperrten Nummer zwei, Christian Wetklo, zwischen die Pfosten. Den Mainzern fehlten verletzungsbedingt zudem ihr erfolgreichster Torjäger Nicolai Müller und die Abwehrspieler Bo Svensson und Niko Bungert.

Es entwickelte sich ein unterhaltsames Derby. Die Eintracht hatte zunächst mehr vom Spiel, Mainz 05 die besseren Möglichkeiten, obwohl sich das Team von Trainer Thomas Tuchel weitgehend aufs Kontern beschränkte. Dabei musste Frankfurts Schlussmann Kevin Trapp gegen Shinji Okazaki (22.) und Zdenek Pospech (29.) retten.

Auch nach dem Wechsel blieb es spannend. Nach einer vergebenen Chance durch Sebastian Polter (46.) konnten sich die Mainzer gleich zweimal bei Karius bedanken, dass es weiter 0:0 stand. Der 20-Jährige rettete glänzend gegen Tranquillo Barnetta (49.) und Vaclav Kadlec (50.).

Erst jetzt schien Tuchels Mannschaft aufzuwachen. Die Eintracht baute dagegen vor allem kräftemäßig ab. Mit zunehmender Spieldauer wurde Tuchel immer munterer an der Seitenlinie. Er wollte den Sieg, brachte Choupo-Moting (61.), aber Yunus Malli (56.) und erneut Polter (72.) vergaben in vielversprechenden Situationen die Mainzer Führung. Choupo-Moting sorgte dann kurz vor dem Abpfiff für die Erlösung.

"Es gab schon bessere Fußballspiele", gab Mainz' Manager Christian Heidel nach dem Spiel zu, "aber uns hat in der Vergangenheit das Glück so oft gefehlt. Da darf man das bei so einem Sieg auch mal in Anspruch nehmen."

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