Süddeutsche Zeitung

Euroleague-Triumph von Tibor Pleiss:Gestatten: Deutschlands erfolgreichster Basketballer

Lesezeit: 2 min

Der Kölner Tibor Pleiss ist der erste Deutsche, der zwei Mal die Krone in Europas Basketball erringt - im Finale gelingt ihm eines der besten Spiele seines Lebens.

Von Jonas Beckenkamp

Beim Siegerfoto musste man lange suchen, um Tibor Pleiss überhaupt zu finden. Das überraschte, schließlich misst der deutsche Basketballer stolze 2,18 Meter. Der Center mit den Krakenarmen, der in Köln auf Freiplätzen das Spiel gelernt hat, versteckte sich ganz hinten, er überließ seinen Teamkollegen das Blitzlicht. Dabei hätte er allen Grund gehabt, ganz vorne zu stehen, denn: Pleiss, 32, war einer der Protagonisten des Euroleague-Finals in Belgrad.

19 Punkte und sieben Rebounds steuerte er zum Erfolg seines Klubs Anadolu Efes gegen Real Madrid bei, der türkische Klub verteidigte damit den Titel des zweitbesten Wettbewerbs außerhalb der NBA. Und wenn Pleiss mal seine Bescheidenheit aufgibt, kann er durchaus auf die Außergewöhnlichkeit seines Erfolges verweisen: Er ist nun der erste deutsche Basketballer, der die Euroleague zweimal gewonnen hat. "Es fühlt sich wahnsinnig an", sagte er nach einem Spiel, das nicht zu den hochklassigsten der Saison zählte, aber wohl zu den spannendsten.

"Als Kind habe ich mir das Final Four immer angesehen. Jetzt habe ich es zweimal nacheinander gewonnen. Es ist unglaublich", beschrieb Pleiss das Erlebte: "Ich bin voller Emotionen. Mir fehlen die Worte." Im Halbfinale hatten seine Istanbuler erst Griechenlands Top-Adresse Olympiakos Piräus rausgekegelt. Pleiss hatte auch da bereits mit acht Punkten mitgeholfen, sein Kollege Vasilije Micic (später zum Turnier-MVP gewählt) traf beim 77:74 den entscheidenden Dreier kurz vor Schluss. Im Endspiel gegen Real Madrid lautete das Ergebnis schließlich 58:57 (29:34) - und es verrät einiges über den Verlauf des Duells um die europäische Krone.

Tibor Pleiss gelingen im Euroleague-Finale 19 Punkte und sieben Rebounds

Zäh ging's zu, reihenweise verfehlten die Würfe auf beiden Seiten ihr Ziel, während in der Defensive Schwerstarbeit angesagt war. Doch damit kam Pleiss im Laufe des Spiels immer besser klar. Der frühere Nationalspieler hat sich in seiner Zeit bei Efes zu einem der besten europäischen Center entwickelt und er profitiert davon, in einer extrem erfahrenen und eingespielten Mannschaft zu agieren. Die meisten seiner Kollegen sind jenseits der 30, einige haben ihre NBA-Zeit bereits hinter sich und wissen, was zu tun ist, wenn's knapp wird.

Diesmal hieß die Devise im letzten Viertel: Alle Bälle zu Pleiss, dem Allesverwerter über Ringniveau. Als die Partie zugunsten der Istanbuler kippte, sammelte der Deutsche Punkt um Punkt, er ließ es sogar per Dunking krachen - und entnervte Reals Größen mit all seinem Geschick.

Für ihn persönlich war der Auftritt noch einmal ein Lebenszeichen Richtung Basketball-EM, die im September unter anderem in seiner Heimat Köln ausgetragen wird: Nach einer langen Pause könnte er unter Bundestrainer Gordon Herbert sein Comeback im deutschen Nationalteam geben. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. In dieser Form ist Pleiss im Grunde unverzichtbar.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5589453
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.