Süddeutsche Zeitung

Pep Guardiola beim FC Bayern:Runter vom Gipfel

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Es wird nichts mit dem Super-Doppel-Triple. Der FC Bayern verpasst das Champions-League-Finale, der letzte Eindruck war verheerend. Erfolg ist eben mehr als die Summe der getätigten Investitionen.

Von Claudio Catuogno

Ein bisschen rechnen kann jeder. Das ist jetzt die Gemeinheit, mit der Pep Guardiola leben muss. Dass man eine Saison, in welcher der FC Bayern sich bisweilen wie ein unbesiegbares Monster durchs Land fraß, nun doch als Enttäuschung verbucht. Weil man ja nur diese drei Dinge addieren muss: Triple-Sieger aus München plus 14-Titel-Trainer aus Spanien plus Doppel-Qualitätsoffensive im Mittelfeld. Ist gleich? Tja, leider kein neuerliches Champions-League-Endspiel. Kein Super-Doppel-Triple.

Auf fast ironische Weise holt den allesgewinnenden Klub der vorigen Saison und seinen allesgewinnenden Trainer der vergangenen Jahre jetzt ein Sinnspruch aus Münchner Produktion wieder ein, bloß in anderem Kontext: Fußball ist keine Mathematik.

Der FC Bayern hat das Finale verpasst. Obwohl er sich doch vermeintlich verbessert hat im Vergleich zum vergangenen Jahr. Er hat in Pep Guardiola diesen weltweit begehrten Trainer für sich gewonnen, der zuvor beim FC Barcelona nicht nur Titel gewann, sondern nebenbei auch den Fußball neu erfand. Und er hat in Person von Thiago Alcántara und Mario Götze zusätzliche Qualität eingekauft. Doch der eine fehlt verletzt, der andere hat sich nie aufgedrängt. Und selbst Franz Beckenbauer hat ja einst lernen müssen: Niemand ist auf Jahre hinaus unschlagbar. Selbst wenn er sich gleich die gesamte DDR einverleibt.

Ein Stück weit war die Enttäuschung schon in der Versuchsanordnung angelegt. Ursprünglich sollte Guardiola bei den Bayern der Mann sein für den letzten Schritt auf den Gipfel. Aber dann stellte der alte Jupp Heynckes dem Neuen schon alle Pokale zu dessen Amtsantritt vor die Tür. Wenn man seinen Job schon auf dem Gipfel antritt - wo kann man dann noch hin?

Noch nie hat eine Mannschaft in der Champions League den Titel verteidigt. Erfolg ist eben nicht nur die Summe der getätigten Investitionen, es braucht mehr: ein Momentum. Guardiola muss sich wenig vorwerfen lassen in seinem Premierenjahr. Außer, dass er nach der vorzeitigen Meisterschaft das Momentum nicht festzuhalten vermochte.

Der letzte Eindruck ist allerdings verheerend; fast wie im vorigen Jahr, als der alte FC Barcelona gegen die neuen Bayern unterging. Jetzt startet Guardiola also den Neuaufbau. Jetzt beginnt, wofür man ihn nach München holte.

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Quelle:
SZ vom 30.04.2014
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